Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 14. (1961) - Festschrift für Gebhard Rath zum 60. Geburtstag

CORNARO, Andreas: Österreich und das mexikanische Freikorps

Österreich und das mexikanische Freikorps. Von Andreas Cornaro (Wien). Der tragische Versuch Maximilians in Mexiko ging bekanntlich auf die Initiative Napoleons III. zurück und scheiterte, als sich Frankreich unter dem Druck der Vereinigten Staaten von diesem Unternehmen wieder zu­rückzog. Der österreichische Staat war an der Sache nicht beteiligt1) und verhielt sich offiziell den Ereignissen in Mexiko gegenüber neutral. Den­noch hat Österreich den Bruder seines Herrschers indirekt durch die Ent­sendung eines Freiwilligenkorps nicht unwesentlich unterstützt. Obwohl dieses Unternehmen als eine rein mexikanische Angelegenheit gedacht war, die den österreichischen Staat weder in politischer noch finanzieller Hin­sicht belasten sollte, hätte es doch später die Monarchie beinahe in ernste außenpolitische Verwicklungen gezogen und verursachte schließlich bei der Liquidierung den österreichischen Behörden nicht wenig Verlegenheit und Mühe. Die erste konkrete Erwähnung des Projektes gab es bei einer Zusam­menkunft, die nach den ersten offiziellen Anfragen Napoleons III. wegen der mexikanischen Thronkandidatur zwischen Maximilian und Kaiser Franz Joseph Ende Dezember 1861 in Venedig stattfand. Dabei besprachen u. a. die beiden Brüder, daß im gegebenen Falle eine angeworbene Truppe nach Mexiko mitgenommen werden müßte. Diese hätte die mexikanischen Farben und Uniformen zu tragen und sich allmählich durch Einheimische zu ergänzen und so den Kern einer dem neuen Souverän gehörenden Armee zu bilden. Der Kaiser sagte seinem Bruder zu, nicht nur Werbungen in der Monarchie zu gestatten, sondern auch Übertritte von aktiv dienenden Offizieren durch Zusicherung der Wiederaufnahme in die österreichische Armee im Falle ihrer Rückkehr mit ihrer alten Charge zu erleichtern2). Dieses Versprechen wurde im August 1863 bei der zwischen den Brüdern anläßlich des Angebotes der mexikanischen Krone zu Schönbrunn abgehal­tenen Besprechung wiederholt. In einem Schreiben an den Kaiser vom 10. des nächsten Monates er­innerte Maximilian an diese zwei Zusagen und übersandte einen Organi­1) Kaiser Franz Joseph lehnte eine von Maximilian gewünschte Garantie Österreichs für den Bestand der mexikanischen Monarchie und die Integrität dieses Landes ab. Franz Joseph an Maximilian, 16. 9. 1863. HHStA, Politisches Archiv 34 (Mexiko), 11. 2) Maximilian an Außenminister Graf Rechberg 1. 1. 1862. HHStA, PA 34, 11.

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