Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 14. (1961) - Festschrift für Gebhard Rath zum 60. Geburtstag

CORNARO, Andreas: Österreich und das mexikanische Freikorps

Österreich und das mexikanische Freikorps 65 sationsentwurf für das zu errichtende österreichische Freiwilligenkorps3). Danach sollte dieses ca. 4000 Mann umfassen und aus 3 Jägerbataillons zu je 6 Kompanien, die sich aus den Alpenländern, Mähren und Dalmatien zu rekrutieren hätten, einem Ulanenregiment aus Galizien und eventuell Kroatien, einem Husarenregiment aus Ungarn, 2 Feldbatterien und je einer Kompanie Pioniere und Genietruppen bestehen. Linieninfanterie und schwere Kavallerie war nicht geplant, da erstere bei der Kleinheit des Korps aus Eingeborenen aufzustellen, für letztere aber bei der Art der Kriegführung in Mexiko kein Bedarf wäre. Uniformierung und Ausrü­stung sollten vorderhand nach österreichischem Modus erfolgen. Bei der Anwerbung wären Italiener, da sie nach der Meinung der mexikanischen Emigranten bei Leuten spanischer Abkunft zu sehr verhaßt seien, in un­auffälliger Weise ganz, Protestanten nach Möglichkeit auszuschließen; weiters seien Unverheiratete zu bevorzugen, da man sie unter anderem auch durch die Möglichkeit von Eheschließungen eher zum Bleiben in der neuen Heimat bewegen könnte. Die Dienstverpflichtung sollte auf 6 Jahre gelten und nach deren Ablauf den Freiwilligen freie Rückfahrt oder eine Landanweisung in Mexiko zugesichert werden. Franz Joseph billigte dieses Projekt, betonte jedoch, daß alle Kosten der Werbung von der mexikanischen Regierung zu tragen seien und dem kaiserlichen Ärar auch nicht vorschußweise zur Last fallen dürften, sowie daß als Unteroffiziere und Gemeine nur Leute, die ihrer österreichischen Militärpflicht völlig Genüge geleistet hätten, angeworben werden dürften. Denn sonst wären Rekrutierungen von ergänzender Mannschaft notwendig, was unliebsame Erörterungen in der Reichsvertretung oder den Landtagen veranlassen könnte4). Als es im Frühjahr 1864 zur Annahme der ihm angebotenen mexikani­schen Kaiserkrone durch Maximilian kommen sollte, schuf die von Franz Joseph für seine Einwilligung geforderte Bedingung des Verzichtes auf die Nachfolge- und Erbrechte Maximilians in Österreich neue Schwierig­keiten, die beinahe das ganze Unternehmen in letzter Minute scheitern ließen. Um in den folgenden peinlichen Verhandlungen seinem Bruder in anderen Belangen entgegenzukommen, ließ sich der Kaiser zu Zugeständ­nissen betreffend den Fortbezug der Apanage und zur Anwerbung von 6000 Mann und 300 Matrosen herbei, blieb aber in der Frage der Nach­folgerechte hartnäckig. Am Ende gab Maximilian nach und Unterzeichnete am 9. April, dem Tag vor der Annahme der mexikanischen Krone, in seinem Schloß Miramar den Familienpakt mit dem Verzicht, ohne sich aber jemals damit innerlich abzufinden, was später noch wiederholt zu diplo­matischen Reibungen Anlaß geben sollte. Mittlerweile hatte das Kriegs­ministerium auf die ah. Entschließung vom 1. April über die Errichtung eines Freiwilligenkorps für das mexikanische Kaiserreich hin eine Kom­3) HHStA, PA 34, 11. 4) Franz Joseph an Maximilian, 16. 9. 1863. HHStA, PA 34, 11. Mitteilungen, Band 14 5

Next

/
Thumbnails
Contents