Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 14. (1961) - Festschrift für Gebhard Rath zum 60. Geburtstag
CORETH, Anna: Kaiserin Maria Eleonore, Witwe Ferdinands III., und die Karmelitinnen
Kaiserin Maria Eleonore, Witwe Ferdinands III. 63 weise der Stifterin, die das Klosterkleid anlegt, aber doch keine Karmelitin sein will, damals keinen Anstoß erregte, vielmehr sehr üblich war. Bewundernswert ist sicherlich der persönliche feurige Einsatz der Kaiserin, und sehr zu beachten auch, wie — abgesehen vom Bischof von Wiener Neustadt — Orden und Kirche ihren Standpunkt entschieden vertreten, auch der Kaiserin gegenüber. Im letzten dürfte bei einer solchen Häufung von Schwierigkeiten P. Joseph wohl recht haben mit seiner Ansicht, diese Hochburg des Gebetes und der Buße sei entgegen den dämonischen Mächten durchgesetzt worden. Eine echte religiöse Einstellung tritt bei Kaiser Leopold zutage. Aus den Briefen geht wohl die starke äußere Verbundenheit der alten Kaiserin mit den Schwestern hervor, es läßt sich jedoch nicht ermessen, wie tief die innere Verbindung, das echte Verständnis für das karmelitische Ideal bei Maria Eleonora vorhanden gewesen sein mag. Dieses tiefe Einfühlen in den Ordensgeist und die Regel hatte ja selbst deren Vorgängerin, der anderen Eleonore auf dem Kaiserthron gemangelt, bei aller Fürsorge für die Schwestern. Die eigentliche Karmelitin auf dem Kaiserthron war jedoch die dritte Gemahlin Kaiser Leopolds, die dritte Kaiserin desselben Namens in diesem Jahrhundert, Eleonore Magdalena Theresia, aus dem Hause Pfalz-Neuburg. Vor ihrer Heirat und nach dem Tode ihres Gemahls konnte sie nur durch Gehorsam gehindert-werden, in den Karmel einzutreten und richtete sich am Hof ein Leben ein, das dem einer Karmelitin ähnlich war. Theresia nannte sie „ihre Heilige“ und sie verbrachte von Zeit zu Zeit mehrere Wochen im Karmelitinnenkloster St. Joseph, als wäre sie tatsächlich Klosterfrau. Gemeinsam mit Kaiser Leopold verband sie eine tiefe Freundschaft mit der vielgenannten nunmehrigen Priorin in Wiener Neustadt, Sr. Maria Colomba, der das Kaiserpaar von Laxenburg aus öfters einen Besuch abstattete. Mit wenigen Menschen, so lautet deren Zeugnis, könne man so wie mit dem kaiserlichen Paar geistliche Gespräche führen64). 64) (Franz Wagner S. J.) Vita et virtutes Eleonorae Magd. Ther. Imp. Aug. Viennae 1720, deutsch ebenda im selben Jahr, Kapitel: Gebet.