Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 14. (1961) - Festschrift für Gebhard Rath zum 60. Geburtstag
CORETH, Anna: Kaiserin Maria Eleonore, Witwe Ferdinands III., und die Karmelitinnen
Kaiserin Maria Eleonore, Witwe Ferdinands III. 55 Diese möge ihre Fundation füglich und billig auf ihren eigenen Gütern errichten und „unnß wider unseren willen nit belästigen“, — oder wenn sie so viel Interesse für die Stadt hätte, das Geld zu deren Fortification verwenden. Es sei jetzt auch mit der Stadt dadurch übel bestellt, daß die ganzen Vorstädte abgebrochen und wegen Feindgefahr geschleift werden, die dort wohnenden armen Bürger aber in der Stadt untergebracht werden müßten, wobei die Plätze, die zu einer neuen Gründung erforderlich wären, für diese Obdachlosen nötig würden — es hieße denn, man sollte diese armen Bürger, die bisher infolge des Krieges schon so viel gelitten hätten, unchristlich forttreiben und fremde Leute aufnehmen und die in dieser Zeit höchst notwendigen Männer „mit Weibern und zur defension untauglichen Nonnen vertauschen“, was der Stadt doch nicht aufgetragen werden könnte. Wenn die Frau Priorin auch meine, sie habe mit dem Kauf des Erdödy’- schen Freihauses der Stadt keinen Schaden zugefügt, so könne trotz allem an dessen Stelle kein Kloster erbaut werden, die hiedurch sowohl der kaiserlichen Burg wie den Hofquartieren ein „sehr beschwerlicher Abbruch“ geschehen würde. Die Burg sei bekanntlich einerseits von dem Zeughaus, andererseits von dem Paulinerkloster umschlossen. Wenn nun in der Neunkirchner Gasse ein ebenso hohes Gebäude errichtet werden sollte, würde der landesfürstlichen Residenz „alle guete lufft verbaut“, und sie würde eher einem Gefängnis ähnlich werden. Schließlich sei zu bedenken, daß die Burg, die durch einen sehr tiefen Wassergraben von der Stadt abgeschnitten sei, im Falle der Eroberung der Stadt durch den Feind die einzige Zufluchtstätte sei. Wenn sie aber von solch hohen Gebäuden ganz umgeben wäre, würde sie leicht überwunden werden. Auch würden durch die Errichtung eines Klosters in diesem vornehmsten Teil der Stadt den kaiserlichen Ministern und geheimen Räten ihre von alters her zustehenden Quatiere genommen und sie müßten in „abseithige Winckhlort und theills schlechte Hauer- unnd Tagwerckhs-Häusel verwissen und schimpflich undergebracht werdet!.“ Abschließend wird nochmals betont, daß der Stadt „sana ratione diese Gründung nicht aufgetrungen werden“ könne und der Ratschlag, die Stifterin möge auf eigenem Grund bauen oder das Geld zur Fortification der Stadt zur Verfügung stellen, wiederholt. Dieses am 28. August 1663 Unterzeichnete Gutachten von Bürgermeister, Richter und Rat der Stadt34), das sicherlich einige zu überlegende Bedenken enthielt, war doch mit offenkundig stark aufgetragenen Übertreibungen und ohne das geringste Verständnis für den Sinn eines beschaulichen Frauenklosters verfaßt. Es war ein Schlag ins Wasser. Denn nun nahm wieder die Kaiserin die Sache in die Hand. Noch war das Schreiben der Neustädter Bürger nicht abgeschickt, als Eleonora durch einen Brief an diese jeglichen weiteren Widerstand erstickte. Denn die Rücknahme der Zusage 34) Stadt-A. 26/8.