Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 14. (1961) - Festschrift für Gebhard Rath zum 60. Geburtstag

CORETH, Anna: Kaiserin Maria Eleonore, Witwe Ferdinands III., und die Karmelitinnen

56 Anna Coreth unter dem Vorwand, daß nicht die Kaiserin die Stifterin sei, und die Tat­sache, daß man den von ihr bevollmächtigten P. Prior „mit harten Worten angefahren und ihn einer Falschheit bezüchtiget“ hatte, veranlaßt sie zu der Feststellung, „daß niemand anderer als Wir hinfüro den Namben einer Stiffterin und Protectorin dißes Newen Closters führen werden“ und zu der Vermahnung an die Neustädter, „ihr werdet Unsere nunmehr hiebey ver- sirende Kays, autoritet und ewere gleich anfangs erfolgte wilfährige er- klärung in bessere obbacht ziehen und den verlangten consens ohne weitere verwaigerung hierzu erthaillen“. Zudem werde ihr dieser zu einem „son­derbahren contento und Wohlgefallen“ gereichen und sie werde auf andere Weise dies zu erkennen geben348). Ab nun war also Kaiserin Eleonora offiziell die Stifterin und die Gründung geschah „mit hilff und darschie- ßung einer summa gelts von frawen Maria Euphrosina Seratheckin“ * 33 * * 36). An diesem Schreiben also brach der Widerstand der Neustädter; zwar wurde die Erledigung noch in den Kanzleien verschleppt, so daß etwas ärgerlich der Kaiser am 8. Oktober der Sr. Maria Colomba auf ihre Klagen antwortete, er „habe darauß nicht gehrn verstanden, daß man so unnothige difficulteten“ mache und er „werde dahin trachten, daß alles ehistens nach ihren contento eingericht werde“ 36). Aber am 28. November 1663 erhielt nun doch die Priorin ein versiegeltes kaiserliches Dekret, in dem „besagte Fundation in der Statt Neustatt unwaigerlich acceptiert und daß neue Closter daselbst unverhinderlich aufgebawet werden möge und solle“ 37) Der Kampf um die spirituelle Leitung und die Jurisdiktion Nun sei, so meinte man, alles in Ordnung. Aber es ist tiefer Winter geworden, zudem war es Kriegszeit und eine sehr gefahrvolle Lage, denn nach der Eroberung von Neuhäusel im September hatten die Türken ganz Oberungarn besetzt. Trotzdem plante man für den Frühling die Über­siedlung. Aber nun machte sich eine neuerliche Hemmung bemerkbar, die nochmals alles in Frage stellte. Der uns schon bekannte alte Pater Joseph a Sta. Cruz, der sich im Auftrag des Provinzials um die Sache bekümmerte, war ängstlich geworden. Er hatte schon vor fast 40 Jahren mit Kloster­gründungen zu tun gehabt und hiebei sein Lehrgeld gezahlt. Nun wagte er es nicht, in Neustadt das nötige Hospiz der Patres einzurichten, ohne ausdrückliche Weisung der Ordensleitung, die immer noch nicht eingelangt war. Begreiflicherweise hatte man dort ebenfalls Scheu, eine dem Wortlaut des päpstlichen Breves zuwiderlautende Weisung schriftlich zu geben. 348) LA.K1A. D, fol. 10. 33) Schreiben der Priorin an die nö. Regierung s. d., präs. 1. Sept. 1663, Urgenz des Berichtes der Stadt, etwa gleichzeitig mit dem Brief der Kaiserin, Stadt-A. 26/7. 36) Fam.A.Kop. fol. 12. 37) LA.K1A. D, fol. 16—-19. Es wurde mit Begleitschreiben der Kanzlei vom 11. Dezember 1663 der M. Priorin zugestellt, ebenda fol. 24. Das Dekret an die Stadt, Stadt-A. 26/10.

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