Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 14. (1961) - Festschrift für Gebhard Rath zum 60. Geburtstag
CORETH, Anna: Kaiserin Maria Eleonore, Witwe Ferdinands III., und die Karmelitinnen
54 Anna Coreth Dekret an den Bischof und die Stadt Wiener Neustadt beide zu einem Bericht bezüglich deren Ansicht aufforderte 32). Der Bischof gab unverzüglich Antwort, die Stadt ließ auf sich warten. Sr. Colomba wandte sich privat an Kaiser Leopold, dieser antwortete ihr eigenhändig, er habe sogleich den Hofkanzler zu sich gerufen und ihm befohlen, der Sache einmal ein Ende zu machen und die Bürger zu bestimmen, ihren Bericht sofort einzureichen. Das Interesse des jungen Kaisers ist ein Persönliches geworden: „Undt versichere sie (Sr. Maria Colomba) daß alle dero notturfften absonderlich aber dise fundation mir absonderlich werde lassen befohlen sein“. Später schreibt er einmal an sie: „Ich woll sagen, daß gewiß allezeit gahr gehrn dis heyliche werkh befürdern werde, so woll wegen deß meriti, so ich darbej zu haben verlange, als auch weillen ich Ihr undt dero ganzen heiligen orden einen gefallen daran erweisen khan“ 33). Ganz deutlich geht aus dem Briefen des Kaisers der Gedanke hervor, daß das Gebet der Schwestern „aniezo bey dißen Zeiten woll vonnöten“ sei, in dieser Zeit des neuerlichen Krieges. So ist ihm gerade der Krieg ein Argument zugunsten der Gründung. Anders die Stadt Neustadt. Die endlich, Ende August, vorgelegte Stellungnahme ist eine leidenschaftliche Ablehnung. Es sei jetzt nicht die Zeit, die infolge der Türkengefahr ohnehin notleidende Stadt mit neuen Klöstern zu beladen, da sie „mit geistlichen Personen zur Ehr Gottes schon genueg- samb versehen ist, derzeit kheine mehrere Clöster sonder guete Soldaten und dapfere Khriegsleuth vonnöten“ habe. Wie jetzt auch von den alten Stiften der dritte Teil ihrer Einkünfte gefordert werde, gereichte es zweifellos zur größeren Ehre Gottes und zum besseren Nutzen der Christenheit und zum Schutz für das Vaterland, wenn derlei Geldmittel gegen die Gewalt der Türken angewendet würden. Es wird ferner darauf hingewiesen, daß es den Bürgern bei der Unfruchtbarkeit des die Stadt umgebenden Steinfeldes sehr schlecht gehe, die Stiftungen dagegen reich dotiert seien. Zu den vielen vorhandenen geistlichen Stiften, die namentlich aufgezählt werden, kämen noch die Jesuiten, ebenfalls mit der Absicht auf Gründung eines Kollegs. So würde die bürgerliche Mannschaft durch Klöster zurückgedrängt, geschwächt und unterdrückt, ja „notwendig extirpirt“, also ausgerottet werden. Es verlange daher die politica ratio, die Grenzstädte und -festungen, zu denen Neustadt zu zählen sei, mit überflüssigen, besonders aber mit Frauenklöstern nicht zu belegen. Als Beweis für diese Einstellung wird die Evakuierung des Frauenklosters zu St. Peter in der Sperr in Neustadt unter Ferdinand I. und die abschlägige Antwort Ferdinands III. an seine Mutter bezüglich des Zuzugs der Kirchberger Augustinerinnen angeführt. Daher „wierdet hofentlich auf eine geschöpfte particular Andacht unnß vili weniger aniezo ein neues Closter aufgetragen werden khönnen, bevorab weillen dasselbe, wie nuhnmehr wissentlich ist, kheine khayserliche sonder der Frauen Gräffin Sahradezkin aigene Particular Stüfftung ist.“ 32) Gesuch LA.K1A. E, fol. 40; Dekret Stadt-A 2&J6. 33) Orig. s. d., Fam.A. fol. 18; Kop. 5. Jänner 1665, ebenda fol. 12 v.