Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 14. (1961) - Festschrift für Gebhard Rath zum 60. Geburtstag
CORETH, Anna: Kaiserin Maria Eleonore, Witwe Ferdinands III., und die Karmelitinnen
Kaiserin Maria Eleonore, Witwe Ferdinands III. 53 der Sorge, daß der Nachfolger des greisen Bischofs nicht verpflichtet werden könnte, diesen Modus aufrecht zu erhalten, wirkte der Nuntius beruhigend: „es sei keine gefahr, weilen der Keyser dabei interessirt und kein Bischoff, weilen er vom Kayser angesezt wird und (dieser) Patronus ist, dawider wird thuen dorffen28)“ Jedenfalls mußte man vom männlichen Ordenszweig aus eine Lizenz für ein Hospiz der Partes-Beichtväter aus der Ordenszentrale abwarten. Um die Bewilligung der Bürgerschaft von Neustadt zu erwirken, griff Kaiserin Eleonora, hilfsbereit, energisch und nie verlegen, wieder zu einem Dreh. Durch den Pater Prior von Wien und durch einen ihrer Kammerherrn Ferdinand Irrico hatte sie darum ansuchen lassen, als wäre sie die Stifterin. Sosehr die Stadtbürger sich gegen neue Klöster aus Steuergründen sonst wehrten, der Kaiserin konnten sie es nicht abschlagen und so meinte man, daß die Dinge sehr gut stünden und Ende Juni ging die freudige Botschaft um29). Freilich hatte die Stadt Bedingungen gestellt: sie verlangte einen kaiserlichen Konsens, ferner die Gewähr, daß die geistlichen Jungfrauen sich ohne Schmälerung der Bürgerschaft selbst erhalten, keinen „auswendigen Kaufwein“ einführen, überhaupt nicht mit Wein handeln noch Leut geben, keine Grundstücke an sich bringen noch Wirtschaft führen würden, und daß sie anstatt der bürgerlichen Häuser, die sie zum Bau eines Klosters verwenden würden, ebenso viele Freihäuser kaufen und der Stadt überlassen würden 30). Diese Bedingungen schienen leicht erfüllbar und gleich nach Einlangen des kaiserlichen Dekretes dachte man, bis zum Bau des neuen Klosters sofort ein Freihaus, — das der Stadt ohnehin keine Steuern zahlt, zu kaufen und zu beziehen. Es war „la casa della fraila Ardedi“, das Erdö- dy’sche Freihaus, wie der P. Provinzial am 8. Juli der Kaiserin berichtet. Ja, während er den Brief schreibt, erfährt er, das Haus sei schon gekauft. Die Besitzerin sei bereit, gleich auszuziehen und die Vorbereitungen könnten rasch getroffen werden, so daß in ein bis zwei Wochen die ersten Nonnen sich dort einigermaßen wohl fühlen könnten. Das nebenan liegende Haus eines Doktors, das man ebenfalls erwerben wollte, war zwar weder verkäuflich noch zu mieten. Doch wurde dies nicht als Hindernis empfunden 31). So stand anscheinend die Gründung unmittelbar bevor und man war voll großer Hoffnung. Aber als die Stadt erfuhr, daß es nicht die Kaiserin war, die das Kloster stiftete, steckte sie um und leistete einen zähen Widerstand. Die Mutter Priorin erreichte zwar durch ein Gesuch an den Kaiser, daß dieser in einem 28) P. Severinus an die Mutter Teresa a Jesu, Priorin, 19. Juni 1663, ebenda foL 77. 2») Am 29. Juni ließ der Provinzial durch P. Joseph der Kaiserin berichten, die Sache stünde sehr gut. Eleonora teilt dies gleich M. Colomba mit. Fam.A. fol. 32. 3®) Ratschlag der Stadt vom 5. Juli 1663, Stadtarchiv Wr.-Neustadt, Serin. XIX, 26/1 (Zit. Stadt-A. 2Q/1). 31) Brief des P. Gerardo an Eleonora, 8. Juli 1663, LA.K1A. E, fol. 88.