Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 14. (1961) - Festschrift für Gebhard Rath zum 60. Geburtstag
CORETH, Anna: Kaiserin Maria Eleonore, Witwe Ferdinands III., und die Karmelitinnen
Kaiserin Maria Eleonore, Witwe Ferdinands XII. 49 die bischöflichen Rechte schützte, überdies gab es weder in Linz noch in Neustadt einen männlichen Karmel. So sah die Situation keineswegs allzu günstig aus und man hört ein Jahr nichts mehr davon. Aber Sr. Maria Colomba gab die Pläne keineswegs auf, ja es dürfte wohl mit Sicherheit anzunehmen sein, daß man den Besuch des Ordensgenerals P. Domenico della SSa Trinitä während des Jahres 1662 gut ausgenützt habe, um diesen mehr zu interessieren 16). Jedenfalls finden wir die Kaiserin im Sommer 1662 wieder in eifrigster Tätigkeit. Sie spornt ihren Schwager Erzherzog Leopold Wilhelm an und dieser ist bereit, die Linzer Planung seinem Passauer Konsistorium vorzulegen. Sie hat nun den Entschluß gefaßt, da dies nicht zu umgehen ist, selbst an den Papst zu schreiben, wird vorläufig nur noch durch Leopold Wilhelm gebremst, der zuvor die Dinge in seiner Diözese klären möchte 17). Kurz darauf ist der Bischof so krank geworden, daß die Kaiserin nach jemandem Ausschau hält, der in seiner Vertretung die Dinge betreiben könnte, eventuell sein Obersthofmeister Graf Schwarzenberg, den sie einweihen will17a). Sr. Maria Colomba winkt ab, und die Kaiserin versichert ihr, daß sie mit keinem Menschen darüber spreche. Als eine Besserung des Zustandes Leopold Wilhelms zu Anfang August eintritt, drängt die Kaiserin gleich, daß sofort, noch am Tag ihres Briefes, P. Gerardo um eine Audienz ansuchen möge, da man nicht die geringste Chance versäumen dürfe, denn es handle sich um eine ernste Krankheit18). P. Gerardo, jetzt Provinzial, aber legt nun der Kaiserin dringend nahe, sich tatsächlich in einem persönlichen möglichst warmen Schreiben an den Hl. Vater zu wenden, um von ihm Bewilligung zur Entnahme der Gründerinnen aus dem Josephskloster in Wien zu erwirken. Doch was die Exemtion betrifft, läßt er die Kaiserin wissen, daß die Ordensoberen auch ohne diese zufrieden wären, falls der Papst das Kloster dem Bischof unterstellen sollte, wenn nur die geistliche Betreuung den Mönchen verbleibe. Mit der Zeit — so tröstet er die Kaiserin und die Karmelitinnen — könne man dann zur Oboedienz zurückkehren, wie dies in Wien geschehen sei19). Dies war die Basis, auf die man sich nun begab, die weder klar noch ganz korrekt war, aber von der aus man die päpstliche Einwilligung und zugleich die Befriedigung der Stifterin zu erreichen hoffte. Am 17. August dieses Jahres 1662 schrieb und siegelte nun auch Maria Euphrosina Freifrau von Zehradeck (so die eigene Schreibung), geb. Löblin ihren eigenhändigen formellen Stiftsbrief, in dem sie ihren festen Entis) Müller, Paula Maria a Jesu, S. 123. 17) Eleonora an M. Colomba, 24. Juli 1662, Or. Fam.A. fol. 26. 17a) Graf (seit 1670 Fürst) Johann Adolf Schwarzenberg, Obersthofmeister und Vertrauensmann Erzherzog Leopold Wilhelms, zugleich Reichshofratspräsident. 18) Eleonora an M. Colomba, 6. August 1662, Or. ebenda fol. 28. u>) P. Gerardo di S. Luca an Eleonora, Prag, 6. September 1662. LA.K1A. E, fol. 92. Mitteilungen, Band 14 4