Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 14. (1961) - Festschrift für Gebhard Rath zum 60. Geburtstag

WOINOVICH, Maria: Philipp Freiherr von Krauß, Finanzminister im Jahr 1848

560 Maria Woinovich an Fürsten Schwarzenberg“ 66). Am 31. Dezember: „Mittheilung der obigen Arbeiten an den Finanz-Minister“ 67). Es bleibt kein Zweifel: Hier handelt es sich um die lückenlose Vorgeschichte der eingangs erwähnten Denk­schrift. Wie beurteilte nun Kübeck die Finanzlage im Dezember 1848? Er gab zu, daß zur Rettung der Monarchie die erforderlichen Geldmittel unter den gegebenen Umständen kaum anders als durch Benützung des Bankkredites herbeigeschafft werden konnten. Auch die Verwechslungsbeschränkung und die Verfügung des Umlaufzwanges hielt der ehemalige Hofkammerpräsident für unvermeidlich und führte als Beispiel aus früherer Zeit England und in neuester Zeit Frankreich und Belgien an. „Aus diesem natürlichen un­vermeidlichen Gange der Dinge Vorwürfe gegen das Bank-Institut oder gegen die Finanzverwaltung ableiten, das Unvermeidliche der Spontaneität zurechnen zu wollen, zeigt entweder von geringer Einsicht in die thatsäch- lichen Verhältnisse oder von Absichten, die einer näheren Bezeichnung nicht bedürfen“ 68). Es folgen Vorschläge, wie die Bank aus ihrer kritischen Lage zu befreien wäre. In der Budgetfrage war Kübeck sogar Optimist und errechnete, daß der eigentliche administrative Abgang in runder Summe „nur“ 25 Millionen Gulden betrage, was zwar immerhin bedeutend und beunruhigend sei, „aber bei einer künftigen möglichst zweckmäßigen Benützung der Staatskräfte, insbesondere bei entsprechender Einbeziehung der ungarisch-siebenbürgi- schen Länder und des lombardisch-venetianischen Königreichs zu beseitigen seyn wird.“ Die Forderung des Finanzministers, betreffend die Aufbrin­gung einer Summe von 80 Millionen, wurde als Vorsichtsmaßnahme an­erkannt, ebenso die Erklärung des Ministers Krauß, daß dieser Betrag nicht im Wege der Besteuerung, sondern nur im Wege des Kredites auf­gebracht werden könne. Es folgen Vorschläge, diese Summe im Laufe des Jahres 1849 im Kreditwege aufzubringen. Bei jeder der bezeichneten Kreditoperationen wäre die Vermittlung der Nationalbank zu benützen. Der Finanzminister konnte zufrieden sein, denn er fand seine Tätigkeit seit Beginn seiner Amtsübernahme in allen wesentlichen Punkten durch Baron Kübeck bestätigt — bis auf die beabsichtigten Steuerreformen. Zu diesem Punkt äußerte sich Kübeck skeptisch. Er bedauerte die Veröffent­lichung der geplanten Maßnahmen vor dem Reichstag. Der „sogenannten“ öffentlichen Meinung seien Opfer gebracht worden, welche die Finanzen belasten, es seien aber auch illusorische Hoffnungen erweckt worden, ins­besondere betreffend die Einkommensteuer. Die Stellungnahme, die Minister Krauß nun seinerseits zu den „Be­merkungen“ Kübecks für den Ministerpräsidenten Schwarzenberg ver­faßte, eröffnet viele Einblicke in die Gedankengänge des Finanzministers 66) Ebenda. 6?) Ebenda. 68) Kübeck, Bemerkungen zur Finanzlage, a. a. 0.

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