Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 14. (1961) - Festschrift für Gebhard Rath zum 60. Geburtstag

WOINOVICH, Maria: Philipp Freiherr von Krauß, Finanzminister im Jahr 1848

Philipp Freiherr von Krauß 559 ben des Kaisers vom 17. Dezember. Hübner erläuterte dieses a. h. Hand­schreiben durch die Meldung, Baron Kübeck sei als Finanzminister in Aus­sicht genommen mit allen von ihm gewünschten Bedingungen. Kübeck er­klärte, unverzüglich nach Olmütz kommen zu wollen, behielt sich jedoch in der Angelegenheit selbst Überlegung vor. Schon am 20. Dezember abends wurde er durch den Ministerpräsidenten, Fürst Felix Schwarzenberg, in Ol­mütz empfangen. Dieser erklärte, alle Angelegenheiten stünden gut, bis auf die Finanzen, diesbezüglich würden Besorgnisse im Publikum laut. „Der Kaiser und er, Fürst, ersuchen mich daher, in dieser Beziehung meine An­sichten und meinen Rat schriftlich zu entwickeln und das Ergebnis dem Kaiser vorzulegen“ 62 *). Von einem Angebot des Finanzministerportefeuilles verlautete kein Wort mehr. Es blieb Baron Kübeck überlassen, sich über dieses Schweigen in Vermutungen zu ergehen. Mit begreiflichem Unmut schreibt der Achtundsechzigjährige: „Dazu hätte man nicht gebraucht, mich in dieser Jahreszeit, bei einer Kälte von zwölf Graden, nach Olmütz kommen zu lassen. Ein Schreiben des Fürsten hätte dasselbe bewirkt." Kübeck erklärte dem Fürsten Schwarzenberg, er könnte nicht im Rücken des Finanzministers eine Kritik der Finanzlage abgeben oder Vorschläge bearbeiten, auch sei eine genaue Orientierung über den Stand der Dinge nur durch den Finanzminister möglich. Fürst Schwarzenberg billigte diesen Standpunkt und übernahm es, den Finanzminister zur Rücksprache mit Kübeck einzuladen. Am 21. Dezember hatte Kübeck Audienz bei dem jungen Monarchen. Kübeck bemerkt hiezu: „Er wiederholte, wie zu vermuten war, die Äußerungen des Fürsten Schwarzenberg.“ Eine Ergänzung findet diese Darstellung in den Memoiren Hübners68): „Fürst Felix beauftragte mich mit einer heiklen, schwierigen, vollkommen gelungenen und vollkommen nutzlosen Sendung. Er suchte nach einem Ersatzmann für Baron Krauß ...“ Hübner vermutete eine Beeinflussung Schwarzenbergs durch den Fürsten Windischgrätz. Nach Olmütz zurückgekehrt, hatte Schwarzenberg seine Ansicht geändert und erklärte Hübner, „daß man im Ministerium die Kan­didatur Kübecks fallen lasse“. Der wahre Grund für das sonderbare Verhalten des Fürsten Schwarzen­berg lag in der Opposition der „Geldmänner“ gegen eine Kandidatur Kü­becks64). Am 24. und am 27. Dezember fanden Unterredungen zwischen Baron Kübeck und Baron Krauß über die Finanzfrage statt65 *). Am 30. Dezember findet sich in dem Tagebuch Kübecks folgende Eintragung: „Übersendung meiner mich selbst sehr wenig befriedigenden Finanz-Arbeit 62) ebenda S. 32. ea) Alexander Graf von Hübner, Ein Jahr meines Lebens 1848—1849, Leip­zig, 1891, S. 327 f. 64) Paul Müller, Feldmarschall Fürst Windischgrätz, Wien, 1934, S. 198. Vgl. hiezu Joseph Frh. von Helfert, Erlebnisse und Erinnerungen, in: Die Kultur, III. Jahrg. 1901/02. 65) Tagebücher des Carl Friedrich Freiherrn Kübeck von Kübau, a. a. O., S. 33.

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