Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 14. (1961) - Festschrift für Gebhard Rath zum 60. Geburtstag
WOINOVICH, Maria: Philipp Freiherr von Krauß, Finanzminister im Jahr 1848
Philipp Freiherr von Krauß 555 ber 1847) auseinander. Das bedeutete — bei steigenden Ausgaben für die Armee in Italien und durch die Bundespflicht gegenüber Deutschland — eine wesentliche Verminderung der Einnahmen durch den Ausfall der Beiträge Ungarns, Siebenbürgens und Lombardo-Venetiens zu den Zentralauslagen der Staatsschuld, endlich auch den merklichen Steuerrückgang in den im österreichischen Reichstag vertretenen Ländern. Krauß kündigte für den Fall einer glücklichen Beendigung des Krieges in Italien eine Verminderung des Militäraufwandes an sowie Sparmaßnahmen in allen Zweigen der Verwaltung. Auch seine Steuerreformpläne gab der Minister schon in dieser Sitzung bekannt. Unter Beifall wurde hier erstmalig die Einführung einer Einkommensteuer mitgeteilt, aber auch Steuersenkungen im Abgabenwesen, beide Projekte nach dem Grundsatz, „daß der Arme weniger, der Vermög- liche mehr und der Reiche viel leiste“. Hierauf kam Krauß auf die Bemühungen der Regierung zu sprechen, die Nationalbank zu schützen. In diesem Zusammenhang erwähnte er auch den mißlungenen Versuch, durch Entsendung einer Kommission nach dem Ausland den Münzschatz der Bank zu verstärken. Auch der langsame Absatz der Partial-Hypothekaranweisun- gen sei für den Minister enttäuschend. Dem Entgegenkommen der Nationalbank, die auf diese Anweisungen Vorschüsse leiste, sei es gelungen, „die Finanzen ohne Störung bis auf den jetztigen Zeitpunkt herüberzuleiten“. Die mit großer diplomatischer Kunst aufgebaute Rede berührte schließlich den neuralgischen Punkt in dem Antrag um Gewährung eines Kredits fűiden laufenden Bedarf. Der Minister appellierte an das Vertrauen des Reichstages mit den Worten: „Es ist schon anderwärtig bemerkt worden, daß ein Ministerium ohne Vertrauen der hohen Versammlung nicht bestehen kann. Dieses muß insbesondere vom Ministerium der Finanzen gelten, weil es eine bekannte Sache ist, daß der Krieg Geld und abermals Geld und wieder Geld fordert, ebenso, um die Finanzen eines so großen Völkervereines zu verwalten, Vertrauen, wieder Vertrauen und abermals Vertrauen notwendig ist, und zwar nicht nur Vertrauen in diejenigen, in deren Hände die Verwaltung gelegt ist, sondern auch Vertrauen, ich möchte sagen, in die unermeßlichen Kräfte der Nation selbst“ 39). Der Reichstag bewilligte mit Beschluß vom 21. August bis zur Genehmigung des Staatsvoranschlages für 1849 einen Kredit von 20 Millionen Gulden mit der Beschränkung, daß hiefür der Kredit der Nationalbank nur bis zu dem Betrage von 6 Millionen Gulden benützt werden dürfe40). Die Bemühungen des Finanzministers, die restlichen 14 Millionen durch Emission 5 V iger Kasseanweisungen (Reichsschatzscheine) nach Art der englischen Schatzkammerscheine41) zu beschaffen, scheiterten an der zunehmenden 39) Verhandlungen des österreichischen Reichstages nach der stenographischen Aufnahme, Bd. 1, Wien (Stdr.), S. 374. 40) A. a. 0., S. 653 ff. «) Hye, a. a. O., S. 21; vgl. hiezu: Wiener Zeitung Nr. 237, den 31. August 1848.