Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 14. (1961) - Festschrift für Gebhard Rath zum 60. Geburtstag
WOINOVICH, Maria: Philipp Freiherr von Krauß, Finanzminister im Jahr 1848
Philipp Freiherr von Krauß 551 mer, Josef Mayer Ritter von Gravenegg, zugezogen wurde 12). Dieser stellte die außerordentlichen Schwierigkeiten dar, den so sehr gesteigerten Auslagen der Finanzverwaltung bei erschöpften Staatskassen zu entsprechen. Am 7. April erstattete Mayer von Gravenegg dem Ministerrat den ersten Bericht über die Ergebnisse der ihm aufgetragenen Verhandlungen mit der Nationalbank über eine neue Staatsanleihe. Der Vizepräsident der allgemeinen Hofkammer erklärte, der Betrag der Anleihe müsse mit mindestens 30 Millionen Gulden angesetzt werden, um den Dienst für die nächsten Monate völlig sicherzustellen. Die Nationalbank fordere aber für das neue Anlehen sowohl als auch für die früheren, noch nicht durch Pfänder sichergestellten Staatsanlehen von der Regierung Hypotheken an Staats- und Fondsgütern unter bestimmten Bedingungen. Schließlich verlange die Bank, daß ihr Barschatz durch Ankauf von Silber im Ausland, unter Haftung der österreichischen Regierung, vermehrt werde. Der Ministerrat kam zu dem Entschluß, die Nationalbank in der augenblicklichen politischen und finanziellen Lage durch alle zu Gebote stehenden Mittel zu schützen 13). Vor diese Probleme sah sich der neue Finanzminister bei seiner Ankunft in Wien am 10. April gestellt. Die Verhandlungen mit der Nationalbank und mit den bedeutendsten Persönlichkeiten der Finanzwelt wurden nun unter seiner Leitung fortgesetzt. Die schwebende Schuld des Staates betrug nahezu 60 Millionen Gulden. Der Finanzminister eröffnete in der Sitzung vom 16. April14), es sei ihm gelungen, die Nationalbank mit einer Hypothek von 30 Millionen Gulden auf die Saline Gmunden zufriedenzustellen. Diese Hypothek sollte zunächst den Ankauf von Silber im Ausland zur Vermehrung des Münzvorrates ermöglichen. Schon in den nächsten Tagen verlangte die Bank eine größere Deckung in der Höhe von weiteren 18 Millionen Gulden. Hierauf fand eine Besprechung zwischen dem Finanzminister und dem Innenminister, Baron Piliersdorf, statt. Krauß sah in der Forderung der Bank einen Vorwand, um eine größere Hypothek zu erlangen. Piliersdorf hielt es für ratsam, alles nur Mögliche zur Beruhigung der Bank zu tun. Hierauf erklärte sich Krauß in der Ministerratssitzung vom 19. April bereit, die der Nationalbank auf die Saline Gmunden bereits bewilligte Hypothek von 30 Millionen Gulden auf 45 Millionen zu erhöhen ls). Gleichzeitig galt es, das zweite noch schwierigere Problem zu lösen, nämlich den leeren Staatskassen jenes Anlehen zu verschaffen, dessen Höhe schon der Vizepräsident der allgemeinen Hofkammer, Mayer von Gravenegg, mit mindestens 30 Millionen Gulden angesetzt hatte. Auch in diesem Fall erfolgte die Sicherstellung durch die auf 80 Millionen geschätzte Gmund12) H. H. St. A., Ministerrats-Protokoll (späterhin zitiert mit M. R. P.) 62/ 848, 100/848, 106/848. is) H. H. St. A., M. R. P. 100/848. i4) H. H. St. A., M. R. P. 309 et 310/848. is) Ebenda, M. R. P. 325/848.