Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 14. (1961) - Festschrift für Gebhard Rath zum 60. Geburtstag

CORETH, Anna: Kaiserin Maria Eleonore, Witwe Ferdinands III., und die Karmelitinnen

Kaiserin Maria Eleonore, Witwe Ferdinands III. 45 Nonnen, sondern auch die Oberen der Karmeliten, des männlichen Ordens­zweiges, dem das Frauenkloster unterstand, waren mit der Stiftung und deren Bedingungen und Möglichkeiten befaßt. P. Joseph spielte damals mindestens die Rolle eines Mittelsmannes. Vom ersten Augenblick des Planes an aber war die Kaiserin in vollster Tätigkeit dafür, während die Stifterin völlig im Hintergrund bleibt. Eleo­nora hatte beschlossen, alle nötigen Anstrengungen auf sich zu nehmen und ihren eigenen Einfluß in die Wagschale zu werfen, um die Gründung zu­stande zu bringen. Wir wissen nicht, wie es dazu kam und ob eine enge Bin­dung an den Karmel und an Sr. Maria Colomba oder eine mütterliche Freundschaft zur jungen Witwe hier bestimmend gewesen sein mag. Es war wohl eine Bereitschaft da, wie ihre Vorgängerin und ihr Gemahl Kaiser Ferdinand III. Förderin des Karmels zu werden. Es scheint fast, als hätte die Kaiserin die Stifterin zu ihrem Entschluß angeregt. Zunächst aber war gar nicht an Wiener Neustadt gedacht, sondern an Linz, denn hier sah die Lage besonders günstig aus. Linz gehörte zur Diö­zese Passau und hatte als Oberhirten den Erzherzog Leopold Wilhelm, Bru­der Ferdinands III. und Schwager Eleonoras. Von ihm war bekannt, daß er nicht nur, wie seine beiden Eltern, dem reformierten Karmelitenorden sehr zugetan war und bereits selbst in den Niederlanden Frauenklöster dieses Ordens gegründet hatte, sondern mehr noch, daß er zu der verstorbenen Gründerin des St. Josephsklosters in Wien, M. Maria Paula, die Beziehung eines geistlichen Sohnes hatte, der in persönlichsten Dingen bei ihr Rat und Weisungen holte8). Dieser Bischof, dachte man, würde sicherlich ein vor­züglicher Protektor der neuen Stiftung sein. So geht aus einem weiteren, dem ersten Billet knapp folgenden Schrei­ben der Kaiserin an Maria Colomba hervor, daß jene versprochen hatte, dem P. Joseph eine Audienz beim Erzherzog Leopold Wilhelm zu erwirken, da­mit er diesem von den Verhandlungen zwischen der Stifterin und dem Orden berichte. Der Erzherzog — der erst ein Alter von 46 Jahren hat — ist aber so schwer krank, daß niemand zu ihm vorgelassen wird, nicht ein­mal Kaiserin Eleonora ist es gelungen. So rät sie dem Pater, seinen Bericht schriftlich zu geben 9). Dieser schriftliche Bericht an den Erzherzog ist zwar nicht von P. Joseph, sondern von P. Gerardus von St. Lukas gemacht worden, der nun von Seiten der Karmelitermönche in Wien die Sache mit Optimismus in die Hand nimmt10). Er gibt folgende Punkte an: 1. Als sichere Grundlage der 8) Bonifacius Müller, Paula Maria a Jesu, S. 119. Er sagte von ihr: „Ich liebe die Mutter Paula Maria sehr, aber ich fürchte sie auch, da ich sie für eine Heilige und große Dienerin Gottes halte, und sie mein Inneres kennt.“ 9) Orig. Fam.A. fol. 20 r—v. 10) LA.K1A. E, fol. 59. Auch P. Gerardo di S. Luca gehört wie P. Joseph noch der Wiener Gründergeneration an. Er war 1626 aus Italien berufen worden und wurde damals Prior der Wiener Karmeliten. Vgl. Joss, Die Karmeliten in Österreich, S. 91. Seine Schrift ist die eines alten Mannes.

Next

/
Thumbnails
Contents