Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 14. (1961) - Festschrift für Gebhard Rath zum 60. Geburtstag

WINKELBAUER, Walter Franz: Von der Registratur zum Archiv. Die Entwicklung des Finanzarchivs (Archivs des Finanzministeriums) in Wien von 1829 bis 1892

Von der Registratur zum Archiv 493 nell, aber wohl faktisch ins Leben trat“ 3), gilt allgemein das Jahr 1578, als man mit der räumlichen Trennung der nicht mehr täglich gebrauchten Akten eine alte, „tote“ Registratur zum Unterschied von der „lebenden“ errichtete4), während seine Organisierung erst 1762 erfolgt ist5). Doch auch damit war noch kein eigener Personalstatus geschaffen worden, denn noch bis weit ins 19. Jht. hinein wurden die Archivstellen aus dem Per­sonal der Hilfsämter, zu denen das Archiv ja gehörte, besetzt — wenn auch gegen Ende des 18. Jhts. schon öfter eine speziellere Qualifikation, zumeist für den Leiter, Voraussetzung war, als für den Dienst in den Registra­turen 6). Dieser eigene Status für das Hofkammerarchiv wurde im Gemein­samen Finanzministerium erst mit dem Jahr 1892 geschaffen, als die Beamten des Archivs aus dem Status der Hilfsämter ausschieden und eine eigene Standesgruppe bildeten7). So wären nun für die „Entstehung“ des Hofkammerarchivs drei Jahreszahlen vorhanden — man muß indes wohl bei 1578 bleiben, „sofern man eben die räumliche Absonderung der alten Akten als entscheidend an­sieht“ 8) und nicht etwa die erste Erwähnung als „Archiv“, oder eine gewisse Organisierung im Jahre 1762, oder gar erst die Systemisierung eines eigenen Personalstandes 1892. War nun die Ursache zur Entstehung und Bildung des Finanz­archivs dieselbe wie beim Hofkammerarchiv und allen „Kanzlei­s) H. L. M ik o 1 e t z k y, Aus der Frühgeschichte eines Wiener Archivs, in Archivar und Historiker (Festschrift H. O. Meisner), Berlin 1956, 122; ders., Der Archivdirektor Franz Grillparzer, Der Archivar 5 (1952). 4) Fr. Walter, a. a. O., XV f. 5) W. G o 1 d i n g e r, a. a. 0., 21; M i k o 1 e t z k y, a. a. 0., 122. s) Walter, a. a. O., XIX f.; M i k o 1 e t z k y, a. a. O., 132. — Grillparzers Bestellung zum Archivdirektor aus dem Konzeptstatus war ja eine Ausnahme wegen dessen literarischer Verdienste, (s. Mikoletzky, Der Archivdirektor Franz Grillparzer, Der Archivar 5 (1952), ansonsten kamen alle Leiter bis auf Franz Kürschner aus der Registratur der Hofkammer, bzw. des Fin. Min. — Prechtler, Oberleitner, Neubauer, Hofer; s. HKA (Hofkammerarchiv) 27.865/ 1817, a. h. Entschl. betr. Verschmelzung des Personals von Archiv und Registra­tur in Bez. auf Gehaltsvorrückungen, „ohne deswegen das der einen oder anderen dieser beiden Branchen nach seinen Eigenschaften gewidmete Personale seiner Bestimmung zu entziehen oder zu verwechseln“ (!); HKA 13.747/1830, Perso­nalstand der Alig. HK, Archiv und Reg. gemeinsam; FA (Finanzarchiv) 9540-Pr/ 1856, Übertragung d. selbst. Leitung d. Archivs an Hilfsämter-Direktor Otto Prechtler unter Beibehaltung der Registraturleitung d. Sekt. V (Montan-Reg.); FA 4359-Pr/1861, Enthebung Pr.’s von der Leitung d. Montan-Reg., da mit Ar­chivleitung überlastet. Anderseits traten auch Beamte des HKA in die Reg. zu­rück (FA 6681-Pr/1840, der Adjunkt Kraißl in die Cameral-Reg.); betr. Kürsch­ner s. FA, GFM 6796/69, 3566|/74. 7) FA, Gern. Fin. Min. 15-Pr/1891, 20-Pi^/1891, kaiserl. Entschl. vom 28. Jänner 1891, bei der Verfassung des Voranschlages für das Jahr 1892 be­rücksichtigt; Mikoletzky, a. a. O., 139. Das Inventar des HKA zitiert im Wortlaut den Vortrag Kallays, nennt aber 1894! 8) W a 11 e r, a. a. O., XV.

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