Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 14. (1961) - Festschrift für Gebhard Rath zum 60. Geburtstag

BLAAS, Richard: Die Tätigkeit der k. k. Aktenrückführungskommission in Paris 1814 und 1815

Die Tätigkeit der k. k. Aktenrückführungskommission in Paris 37 wegen nicht immer in der Reihenfolge der Numerierung aufgeladen wer­den konnten und die Fuhrwerke auch nicht regelmäßig in der Ordnung, in der sie abgefahren waren, ankommen würden, verlangte Ottenfels mit Recht, daß in Wien keine Kiste ausgepackt würde, solange noch ein Trans­port unterwegs war, weil man nur so feststellen könne, ob tatsächlich alle Kisten angekommen wären. Zugleich müßten beim Auspacken stets die von Paris eingesendeten Listen herangezogen werden, um die Neuaufstellung der Archivbestände zu erleichtern80). Das war nun freilich leichter gesagt als getan, da man in Wien dem plötzlichen riesigen Zuwachs an Aktenbe­ständen etwas hilflos gegenüberstand, weil seit 1809 verschiedene der frü­her als Depoträume verwendeten Baulichkeiten in der Zwischenzeit andere Verwendung gefunden hatten. Der rasche Ablauf der Rückführung in der zweiten Phäse der Tätigkeit der Aktenrückführungskommission bereitete in Wien einige Verlegenheit und es sollte noch einige Jahre dauern, bis alle Bestände wieder ordentlich aufgestellt und geordnet waren 81). Bereits am 23. Oktober konnte Ottenfels den Abgang des letzten Akten­transportes melden. Die Reichsarchive allein umfaßten 1017 Kisten. Die niederländischen Archivalien, die zunächst mit Privatfuhrzeugen hätten nach Mainz geschafft werden sollen, wurden nunmehr auf Anordnung Metter­nichs gleich in Paris einem Vertreter Belgiens übergeben, nachdem die Be­stände vorher noch durch Ottenfels und Hofrat von Wachen nach Dokumen­ten durchgesehen worden waren, die für den k. k. Hof von besonderem Inter­esse waren. Aus den meist reinen Verwaltungsakten wurden 236 Bände ausgewählt und in 10 Kisten nach Wien eingesendet82). Nachdem auch der zweite Teil des Parma-Archives von der Kommission übernommen worden und in 33 Kisten verpackt worden war — die ersten 33 Kisten waren bereits 1814 abgegangen und in Lyon von der französischen Regierung beschlag­nahmt worden — war die Tätigkeit der Kommission im Archiv abgeschlos­sen 83). Die Kommission und im besonderen Baron Ottenfels hatte aber vom Kaiser noch einen weiteren Auftrag übertragen bekommen: „Allein ein neuer schwieriger Auftrag, den mir S. Majestät soeben erteilte, wird mich länger als ich wünschte und bisher hoffen durfte, in Paris zurückhalten. Da nunmehr die Frage wegen Rückgabe der italienischen Kunst- und Litera­turgegenstände entschieden ist, so haben mich Seine Majestät schon einige­mal und erst heute wieder zu sich berufen und mir anbefohlen, alle Bücher, Manuskripte und Druckwerke unserer italienischen Provinzen zu über­nehmen und unverzüglich ans Werk zu schreiten. Da ich die Menge der zu reklamierenden Gegenstände und das Mangelhafte und Unbestimmte der meisten hierüber eingelangten Verzeichnisse kennen zu lernen Gelegenheit 80) St.K. Frankreich-Varia, K. 75. — Bericht Ottenfels vom 23. 10. 81) Vgl. Schiitter, a. a. O., S. 121 f. 82) St. K. Frankreich-Varia, K. 75. — Bericht Ottenfels vom 23. 10. 15. 8*) Ebenda. Schlußbericht Ottenfels über die Aktenrückstellung.

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