Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 14. (1961) - Festschrift für Gebhard Rath zum 60. Geburtstag
WALDSTEIN-WARTENBERG, Berthold: Das Privileg König Philipps für die Herren von Arco
456 Berthold Waldstein-Wartenberg schied der Gerichtshof am 13. Jänner, daß im Bistum Trient niemand ohne Erlaubnis des Königs eine neue Maut errichten dürfe45). Wir wissen nicht, ob diese Verfügung, die dem Rechtsbrauch der Reichsregierung entsprach46), im Zusammenhang mit den Zollverleihungen seines Vorgängers stand. Tatsache ist jedoch, daß auf Grund dieses Rechtsweistums kaum ein Jahr später eine Verfügung über diese Zölle zu Gunsten des Bischofs erfolgte. Ende Juli 1209 hatte König Otto den Brenner überquert, um über Trient und Verona nach Italien zu ziehen. Die Anwesenheit des Königs nützte Ulrich von Arco aus, um am 18. August um Erneuerung seiner Reichslehen zu ersuchen, die ihm gewährt wurden47). Ob er gleichzeitig eine Bestätigung des Privileges König Philipps erbat, und Otto ihm diese nicht gewährte, ist nicht bekannt. Auch Bischof Friedrich dürfte, solange der König im Trentino weilte, die strittige Zollangelegenheit nicht weiter berührt haben. Erst im Feber 1210 verließ er Trient48), um sich dem Gefolge des Königs anzuschließen. Jetzt fand er auch Gelegenheit, einen Prozeß um Rückgabe der Zölle anzustreben, der ihn 700 Mark Silber kostete49). Schließlich entschied der König am 23. Mai, daß Ulrich von Arco die Zölle von Arco und Torbole nicht weiter benützen dürfe. Zur Begründung dieser Entscheidung führt er an, daß sein Vorgänger König Philipp zum Schaden der Kirche von Trient diese Zölle ihm verliehen hätte, wodurch Ulrich in die Lage versetzt wurde, „einen sonst ungewöhnlichen Zoll einzuheben“ 50 51). Damit bezog sich der König ausdrücklich auf das im vergangenen Jahr erfolgte Rechtsweistum. Sollten diese beiden Mauten — die übrigen werden eigentümlicherweise in dieser Urkunde nicht genannt — erst während der Regierungszeit Bischof Konrads errichtet worden sein? Ulrich von Arco wollte sich dem königlichen Befehl nicht beugen und schloß sich mehreren rebellierenden Adeligen Judikariens an, die unter Anführung Ulrichs von Beseno die Güter des Bischofs verwüsteten. Ulrich von Beseno erhielt Unterstützung von Vicenza, während Ulrich von Arco mit Hilfstruppen aus Verona und Brescia kämpfte. Der Bischof, der in der Zwischenzeit in seine Diözese zurückgekehrt war, schleuderte gegen die Aufständischen den Bannstrahl, während der König dieselben mit der Reichsacht belegte. Dadurch gingen sie aller ihrer Lehen verlustig, die der Bischof bereits einzuziehen begann. Ulrich von Beseno sah bald die Nutzlosigkeit des Kampfes ein und unterwarf sich am 28. Mai gemeinsam mit seinem Anhang61). Ulrich von Arco kämpfte hingegen den ganzen Sommer noch weiter. Erst am 11. September 1210 mußte auch er sich der bischöf46) Tiroler UB II Nr. 586. 46) O. Stolz: Das mittelalterliche Zollwesen Tirols, AfÖG. 97. Bd. S. 584. 47) Böhmer-Ficker 392. 48) Feber 6. 49) Vgl. F. r. A. II/5 Nr. 88. 56) Böhmer-Ficker Nr. 606. 51) Tiroler UB Nr. 604.