Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 14. (1961) - Festschrift für Gebhard Rath zum 60. Geburtstag
MIKOLETZKY, Hanns Leo: Holics und Sassin, die beiden Mustergüter des Kaisers Franz I. Stephan
208 Hanns Leo Mikoletzky schreibt aus einem starken Ressentiment heraus nach Aufhebung beziehungsweise Umänderung der Hofrechenkammer, „als Ich dabey zu Verbesserung des allerhöchsten Orths vormahls selbst sehr fellerhaft befundenen Rechnungswesen das unschuldige Werkzeug abgeben müssen; und nachdeme keine ordentliche Untersuchung vorgenohmen worden, noch Ich mich zurechtfertigen eine gelegenheit gehabt habe, mithin diesfalls in den Actis künftig keine Justificirung zufinden ist, die Nachkomen in Hinkunft von der Sache, insonderheit aber von meinem dabey beobachteten aufrechten Betragen wenigst nicht etwas argwohnen können, was einer Exi- stimation, oder hergebrachten guten Leymuth einigen Nachtheil bringen möchte, als woran meinen hinterlassenden Kindern (für welche Ich die Gelegenheit zeitliche Güter zu erwerben dem allerhöchsten Dienst ohne- deme aufgeopfert habe) um wenigst einen rechtschaffenen Vatter gehabt zu haben, hauptsächlich gelegen seyn muß, und woraus diesselbe sowohl, als auch andere redliche Leuthe lehrnen mögen, wie weit best geleistete Dienste durch Schmäh- und Verleumdungen auch bei den mildesten und besten Landesfürsten, die iemahls gewesen sind, herabgesezet werden können, welches sonsten bey den Nachkömlingen kaum glaublich seyn würde“. Auch der Tod Ludwig Zinzendorfs stimmt ihn nicht sanfter: „Dieser würdige Cavalier hat mir zwar die Gelegenheit verschaffet, in die allerhöchste Dienste zutretten, welches Ich immer für eine vorzügliche gnad, und glück- seeligkeit meines Lebens halte: Allein in Ansehung der zeitlichen glücks- gütern ware er auch, wiewohl unschuldiger weis, die einzige Ursache, daß ... Ich nicht allein die gelegenheit ansehnliche Reichthümer zuerwerben Hof-Rechnungs-Kamer gewesenen Hof-Raths Johann Matthias Puechbergs“ in drei Bänden: I. „Die Creirung dieser Hof Rechnungs-Kamer, dessen dabey geleistete Dienste, und sein bey ihrer Aufheb- oder vielmehr Abänderung gehabtes Schicksal betreffend ... Zusammengetragen Anno 1776“ ; II. „Epitomium oder kurzer Auszug aus den in 3 Abteilungen bestehenden Memoirs meiner Johann Matthias von Puechberg des königl. hungar. S. Stephani Ordens Rittern dan Ihro k. k. apostol. May. würklichen Hof-Raths, und Directors der universal. Staats-Buchführung in Centro besondern Lebens-Begebenheiten als wodurch die Verfass- und Hinterlassung dieser zur Lehr meiner Familie, und Nachkommenschaft geschriebenen Memoirs gerechtfertiget, und das vorzüglichere der Bemerkungen anschaulicher gemacht wird“; III. „Forsetzung (sic!) der Memoirs des, dem der dermalig-wieder unabhängigen kais. königl. Hof-Rechenkammer stehend-bey Hof befindlichen Central-Rechnungs-Bureau Vorgesetzten würklichen Hof-Rathes Johann Matthias v. Puechberg königl. hungarischen S. Stephani Ordens-Rittern, deßen weitere Anstellungen zu anderer Hofstellen-Departements, und endlich seine von Ihro Majestät Kaiser Joseph dem zweiten selbst eigene höchste Beruffung zu Führung des Central-Buches ad latus Höchst Deroselben, nebst andern Merkwürdigkeiten in sich faßend. Zusammengetragen Anno 1784“. Vgl. hier Bd. 3 die Anmerkung von § 65, und zum Ganzen die nach Fertigstellung dieser Arbeit erschienene Abhandlung von Ekkehard Ehrenreich, Johann Matthias von Puchberg. Eine Lebensgeschichte, in: Mitteilungen des Kremser Stadtarchivs. 1. 1961, S. 105—129, die aber, fast ausschließlich auf den „Memoirs“ fußend, keine wesentlich neuen Ergebnisse vermittelt.