Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 14. (1961) - Festschrift für Gebhard Rath zum 60. Geburtstag
MIKOLETZKY, Hanns Leo: Holics und Sassin, die beiden Mustergüter des Kaisers Franz I. Stephan
Holies und Sassin, die beiden Mustergüter 209 hintangeseztet, sondern auch bey der vorgegangenen Traurigen Veränderung, welche Ihme seine Krankheit verursachet, und wo meine Mißgünstige meinem Ihnen bekanten mitleidigen Herzen eine ausgesonnene künstliche falle zulegen gewüst haben, noch auch mein vorhiniges in die etl. 20.000 fl. besessenes Vermögen einbüssen müssen, welches für mich, obzwar nicht in Ansehung meiner, als der Ich alles Zeitliche Zu verachten schon lange gelehrnet hatte, sondern in Rücksicht meiner armen —- annoch unversorgten 4 Tugendsamen Töchtern immer eine der schmerzhaftesten Empfindungen ist ..72). Gewiß war er an all den Anfeindungen, denen er sich stets ausgesetzt fühlte, nicht ganz unschuldig. Selbst der ihm sonst wohlgesinnten Maria Theresia scheinen seine ständigen „allerwehmütigsten“ Klagen über seine und seiner „ohnedeme unglücklichen Deszendenz“ Leiden auf die Nerven gegangen zu sein, und als er am 4. Juli 1780 gelegentlich der Erteilung des mährischen Ritterstandes und des mährischen Incolats für sich und die Seinen bereits zum zweiten Mal darum bittet, ihm „die davon sonst gebührende Taxen in gnädigster Erwegung meiner langwührigen eyfrigen Diensten, und meiner Mittellosigkeit allerhuldreichest nachzusehen“, da lautet die allerhöchste Resolution kurz und bündig: „Er solle nur vor das Incolat in zwey Terminen zahlen“. Übrigens war seine Besorgnis wegen der Töchter überflüssig. Als er stirbt, wenden sich die drei noch unversorgten, Aloysia Maria, Josepha Maria und Maria Anna an den Kaiser, der ihnen, da nachweislich weder Geld noch Geldeswert vorhanden war, zwar nicht die beantragten 250 fl., aber immerhin jeder von ihnen eine jährliche Pension von 200 fl. „von dem Tage, da die väterliche Besoldung eingezohen wurde, bis zu ihrer etwa erfolgenden Versorgung“ 78) bewilligt. Seine beiden Söhne Jakob Matthias und Franz Xaver hatte er längst als Hofkonzipisten beziehungsweise als Sekretär bei der niederösterreichischen Landesregierung untergebracht. Puechberg weiß aus der Zeit nach seiner Beschäftigung in der Schwechater Fabrik recht aufschlußreich über die Situation in Sassin zu berichten, wo schon im Juli 1753 „ungeachtet der darauf verwendeten fast unermesslichen Unkosten, und anhero beruffenen ausländischen Künstlern 74) nicht einmahl ein aufrechtes Stück waar Kaufmanns-gut aufgebracht werden kunte“, weshalb der Kaiser „nach sovielen fruchtlosen tentationen endlich ermüdet, höchstdero gewalt tragern Freiherrn v. Toussaint den allergnädigsten Auftrag ertheilet, alle seine Bemühung anzuwenden, damit er einige vermögliche Kaufleute ausfindig machte, welchen Se May. (da 72) Puechberg, a. a. 0„ Bd. 1, Vorbericht. Über die sechsjährige Krankheit des Grafen vgl. Ludwig und Karl Grafen und Herren von Zinzendorf, a. a. O., S. 151 ff. 72) HKA Kamerale Fasz. 10 rote Nr. 724, fol. 73, 231, 515. 74) Puechberg erwähnt den Franzosen Sieur Pellet als Druckermeister, aber auch den Savoyer Poncet als Handlungsbedienten in der Buchhaltung von Sassin. Der letztere ehelicht gleichfalls eine Tochter des Linzers Peißer. Vgl. dazu Miko- letzky, Kaiser Franz I. Stephan a. a. 0., S. 46. Mitteilungen, Band 14 14