Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 14. (1961) - Festschrift für Gebhard Rath zum 60. Geburtstag

MIKOLETZKY, Hanns Leo: Holics und Sassin, die beiden Mustergüter des Kaisers Franz I. Stephan

Holies und Sassin, die beiden Mustergüter 207 Bilanz in Zeit von ungefähr vier Monaten zu Stande“ 65). 1765 wird er auch zum niederösterreichischen Regierungsrat ernannt, um in einem iudicium delegatum zur Aufdeckung namhafter Abgänge „bei der nieder österreichischen Landschaft“ tätig zu sein, im Jahre 1767 wird er wirk­licher Hofrat bei der Rechenkammer mit 4000 fl. Gehalt66), zu dem 1769 noch 2000 fl. Zulage kommen „ohne Consequenz für einen andern, weilen auch Niemand so leicht seine Verdienste haben wird“, wie die Kaiserin eigenhändig bemerkt. Er führt neue Rechnungsarten ein, die sich ebenso be­währen wie seine „einsichtvolle“ und „ingeniöse“ Beschäftigung „mit der den alten Begriffen und Vorurtheilen von der Handlungsbilanz gemässen Verfertigung richtiger und zuverlässlicher Kommercial-Tabellen“ 67). Nach der Umwandlung der unabhängigen Hofrechenkammer in eine abhängige 1773 kam Puechberg in die Galizische Hofkanzlei mit 6000 fl. im Jahr 68) und wurde nach deren Aufhebung 1776 dem dirigierenden Staatsminister, Grafen Karl Friedrich Hatzfeld, „zur Beihülfe“ beigegeben, doch erwähnte Joseph II. schon bei diesem Anlaß, daß er es gerne sähe, „wenn zu desto näherer Übersicht des Finanzwesens im Großen bei dem höchsten Staats Rath ein eigenes ordentliches Central Buch geführet werden könnte“. Zu­nächst trug man ihm das Steuer-Rectificationswesen in allen deutschen Erblanden auf69 *). Am 30. Juni 1780 wurde Puechberg in den erblichen Ritterstand erhoben. 1782 wird er, obwohl schon 75jährig, vom Halbbruder seines alten Gönners und Begründers der Hofrechenkammer, dem Grafen Karl Zinzendorf, der am 6. April deren Präsident geworden war, in sie berufen. Hier führt er endlich von 1785 bis zu seinem Tod als ranghöchster Beamter das Zentralhauptbuch, dessen Plan er persönlich entworfen hatte. Dieser belesene, auch literarisch interessierte, gewiß sehr eitle Mann, der sich zeitlebens mit Recht oder Unrecht verfolgt und hintangesetzt fühlte und der deshalb jeden Händedruck einer hochgestellten Persönlich­keit sowie jede Ehrung79) selbstzufrieden notierte, hat nun 1776 mit der Abfassung seiner Memoiren begonnen und diese 1785 beendet71). Er »5) Ludwig und Karl Grafen und Herren von Zinzendorf, a. a. O., S. 90. Vgl. HKA Camerale Fasz. 5 rote Nr. 78, fol. 80. 66) HKA Kamerale Fasz. 5 rote Nr. 79, fol. 213, dazu Fasz. 10 rote Nr. 643, fol. 76. 67) Ludwig und Karl Grafen und Herren von Zinzendorf, a. a .0., S. 135. 88) HKA Kamerale Fasz. 72 rote Nr. 2211, fol. 413. 69) Die „k. k. Rektifikations-Hof-Kommission“ stand unter der Leitung des Präses Ottokar Ernst Freiherrn von Stupan und Ehrenstein, der zugleich wirk­licher Hofrat der k. k. Böhmisch- und Österreichischen Hofkanzlei war. 79) Am 26. Oktober 1783 erhielt er das kleine Ordenskreuz des k. ungarischen St. Stephansordens „ohne mein Ansuchen, zumalen vormals hierumen angelangt werden müssen“. 71) In der Bibliothek des Österreichischen Statistischen Zentralamtes finden sich unter der Signatur 1228 die aus unerforschlichen Gründen dorthin gelangten und provenienzmäßig natürlich in das Hofkammerarchiv gehörenden, nicht eigenhändig geschriebenen „Memoirs Des bey der vormahlig-unabhängigen k. k.

Next

/
Thumbnails
Contents