Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 14. (1961) - Festschrift für Gebhard Rath zum 60. Geburtstag
MIKOLETZKY, Hanns Leo: Holics und Sassin, die beiden Mustergüter des Kaisers Franz I. Stephan
206 Hanns Leo Mikoletzky genen Tabacks-Gefälls vorzüglich seinen Vorschlägen zuzuschreiben sey. Daß endlich die bei den Staats-Finanzen eingeführte Methode der Verrechnung, und Führung der Bücher auf seine Grundsätze gebauet worden, folglich der Verdienst der Zerstörung der Unordnung und Umgestaltung der Verrechnung der k. k. Finanzen ihme nicht abzusprechen seyn därfte“ 60). Von der Schwechater Fabrik übersiedelt er kurzfristig zur „Peisserschen Companie“ nach Wien. Der Schwiegersohn Josef Peißers war Johann Georg Schuller, „einer der Haupt-Interessenten der Sassiner-Cotton-Fabrik“: ihm war es gelungen, Puechberg für sich zu gewinnen. Aber schon bald wird er von den Grafen Joseph Herberstein und Franz Anton Lamberg zum Adiministrator ihrer Güter bestellt und „ein gleiches vortheilhaftes Anerbieten“ lag zur selben Zeit von dem reichen Freiherrn Johann Georg von Grechtler (+ 1780) vor. Mittlerweile war jedoch um 1759 der damalige „Geheime und Directorial Hofrath“ Graf Ludwig Zinzendorf auf ihn aufmerksam geworden, der eben in der Trattnerischen Buchdruckerei seine „Finanzvorschläge zur Fortsetzung des gegenwärtigen Krieges“ hatte erscheinen lassen61). Puechberg bezog dazu Stellung und der Graf, der am 15. April 1761 zum Präsidenten der ständischen Kredit-Deputation 62) ernannt worden war, nahm ihn als Kredits-Deputations-Hofbuchhalter zu sich, vor allem weil er, um die 18 Millionen öffentlicher Papiere etc. des Siebenjährigen Krieges vor Verfälschung zu schützen, „den unnachahmlichen Gebrauch der weissen Stampiglie in Vorschlag brachte“ 63). Ludwig Zinzendorf blieb nur wenige Monate an der Spitze der Deputation. Im Zug der großen Verwaltungsreform wurde bereits im Dezember „als Contröle générale zur .entdeck- und Verbesserung aller bey der Verwaltung, ausgab und berechnung einschleichender mängeT ... eine Rechenkammer errichtet, deren Präsidium“ der Graf erhielt64). Schon am 30. August 1762 legt der ihm gefolgte Puechberg den Eid als k. k. Rat und erster Rechenkammer- Hauptbuchhalter mit einer Besoldung von 3500 fl. ab. „Er brachte das Staats-Inventarium, das erste vollständige Inventarium, welches jemals in der Monarchie gemacht worden, und die aus demselben gezogene Staats60) HKA Kamerale Fasz. 10 rote Nr. 724, fol. 231 und Fasz. 11 rote Nr. 1074, fol. 167, dazu ebenda Fasz. 5 rote Nr. 78, fol. 70, Fasz. 10 rote Nr. 628, fol. 51 und Fasz. 22 rote Nr. 1564, fol. 79 (Waisenhaus-Lotterie). 61) Ludwig und Karl Grafen und Herren von Zinzendorf, a. a. 0„ S. 73. 82) Die österreichische Zentralverwaltung von Heinrich Kretschmayr. II/3: Vom Sturz des Directoriums in publicis et cameralibus (1760/61) bis zum Ausgang der Regierung Maria Theresias. Aktenstücke. Bearb. v. Friedrich Walter, in: Veröffentlichungen der Kommission für neuere Geschichte Österreichs. 29. 1934, S. 164 ff. 83) Ludwig und Karl Grafen und Herren von Zinzendorf, a. a. O., S. 76. 64) Die österreichische Zentralverwaltung ... II/l/l: Die Geschichte der österreichischen Zentralverwaltung in der Zeit Maria Theresias (1740—1780) von Friedrich Walter, in: Veröffentlichungen, a. a. O., 32. 1938, S. 306.