Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 14. (1961) - Festschrift für Gebhard Rath zum 60. Geburtstag

MIKOLETZKY, Hanns Leo: Holics und Sassin, die beiden Mustergüter des Kaisers Franz I. Stephan

Holies und Sassin, die beiden Mustergüter 205 Matthäus Puechberg, eines Bürgerssohns aus Stein, der „k. k. Schliessel- oder Mauth Ober Amts Thorschreiber beim Wiennerthor allda“ war, und der Helena Kastnerin, Tochter eines bürgerlichen Kupferschmieds in Sankt Pölten. Den ersten Unterricht genoß er bei seinem Vater und seinem älte­ren Bruder Johann Michael. Der letztere mußte ihn auch, als er „in die parvam eintratt, instruiren, und diese etwan 2 Jahr gedauerte Instruction ware die einzige“, die er in der ganzen Zeit seines Lebens erhielt, da er alle übrigen Wissenschaften („Caligraphie, Arithmetic, Mathematic, ... Logic, Physic, Jurisprudenz, Landes-Oeconomie, Buchhaltung, oder Compta- bilitaet, das Polizei-Kommerz- und Finanz-wesen, desgleichen der welseh- und französischen Sprachen“) „bloß durch Bücher und eigenen Fleiß er- lehrnte“. Der erstaunliche Mann, der überall, wo er wirkte, vorzügliche praktische Anregungen gab, war lange in seiner Heimatstadt, an der er sehr hing, tätig. 1736 kauft er hier das sogenannte Amstätterische Haus am Rathausplatz und wird Bürger. Als Ratsekretär und „äußerer Raths- Verwandter“ kämpft er vergeblich für die Vereinigung von Krems und Stein und erwirbt sich große Verdienste durch Übernahme und Ordnung der Kremser „privat-Acta“ und Anlegung einer Registratur der „Kremse- rischen particular-Schriften und Documenta“ etc. Er läßt die wichtigsten Privilegien der Stadt „ordine chronologico“ in „sogenannte Ingedenk- Bücher“ eintragen, „wodurch in der That eine wahre diplomatische Historie hergesteilet würde“, die als „compendioser Auszug“ oder Repertorium „künftig in Vorfallenheiten zu Einhüllung fast augenblicklicher, und zu­länglicher Auskünften und Information des Magistrats stattlich taugen würden“. Er bemüht sich auch um eine gerechte Steuerregulierung, doch macht ihn der Versuch, sich für eine eigene Geschäftsordnung zur Ein­schränkung der verderblichen schriftlichen Prozesse einzusetzen, schließ­lich mißliebig. Man beschwert sich über ihn in Wien. Sich mehrende De­nunziationen und andere Schikanen sowie das eigene Verhalten des wohl Schwierigen, Überempfindlichen und seines Wertes Bewußten, dessen Ge­sundheit auch nicht mehr die beste war, bringen 1745 sogar seine zeit­weilige Verbannung aus Krems und Stein mit sich. Obwohl er bald rehabili­tiert wurde und seinen Feinden großmütig verzieh, nahm er doch in der Zwischenzeit „die Stelle eines Actuarii und Buchhalters“ bei der Schwe­chater Cottonfabrik „gegen einem sichern Appointement ..., welches viel­mahl besser, als jenes eines Raths-Secretarii zu Krems gewesen ist“, an. Auch hier reorganisiert er und schafft zweckmäßige Neuerungen, was er bis an das Ende seiner Tage nicht lassen wird. Nach seinem Tod wird man von ihm sagen, „daß er die in vorlezten preußischen Kriege vorgenomene allgemeine Credits-operation, dann die liquidirung, und Umsezung der Bankopapiere (woran sich Niemand wagen wolte) mit so glücklichen Er­folge ausgeführet habe, daß die weitere liquidirung der übrigen Staats­schulden, wie auch die Sicherheit der Bankozeteln darauf gebauet worden; daß die nützliche organisation des zu einer so beträchtlichen Höhe gestie­

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