Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 14. (1961) - Festschrift für Gebhard Rath zum 60. Geburtstag

MIKOLETZKY, Hanns Leo: Holics und Sassin, die beiden Mustergüter des Kaisers Franz I. Stephan

Holies und Sassin, die beiden Mustergüter 203 Im Lauf der Zeit stiegen die Einnahmen von Holies immer mehr und die Ausgaben sanken. 1767 betrugen die Einnahmen 54.280 fl. 4 kr., die Ausgaben 17.462 fl. 54 kr. 1 h., und 1768 brachte es 68.226 fl. 39 kr. ein, während dafür nur 9941 fl. 29 kr. 2 h. ausgegeben wurden. 1764 war im Rahmen eines ,Anschlag“ und einer „respective Erträgnüß-Tabella der Kayl. Herrschafft Holitsch nach dem Mittl eines dreyjährigen Calculi“ auf Grund der Einkünfte von 1762, 1763 und 1764 als „Summa per 3 Jahre“ der Betrag von 233.428 fl. 36 kr. 3 h. errechnet worden: „Kommt mithin auf ein Jahr“ 77.809 fl. 32 kr. 1 h.52). Die Ausgaben bezogen sich immer auf Besoldungen, Deputate (in Holies allein 5978 fl. im Jahr: „fürs Weih­nacht-rau chen“ erhalten die Beamten jährlich 5 fl.), Reparaturen usw„ wobei sich stets die Bemerkung findet: „auf Holies wegen der kayl. Majolica Fabrique und Niederlag“, die also anfänglich gewiß mit Verlust gearbeitet hat, später aber zu einer blühenden Manufaktur wurde. Von 1746 an bis 1825 in Betrieb, entsprach die Tonwaren-Fabrikation hier zweifellos einem Bedürfnis der Monarchie, weshalb sie auch allmäh­lich vergrößert wurde. Am 16. August 1754 meldet der Verwalter von Holies, Georg Friedrich Prokesch, dem Baron Toussaint nach Wien: „Es haben mir Eüer hochfreiherrliche Gnaden gnädig anzubefehlen geruhet, in Jenem Fahl, wann die allhießige Kayl. Majolic fabriqu vertoppelt werden sollte, was eügentlich hierzu an lang und kurtzen holtz, dann biertln nöttig wäre, und mit wie viell holtz und biertln man von Seithen der herrschafft holitsch concuriren könnte, nun hat sich der herr Germen gegen mir de- clariret, daß Er zu bestreittung dießer vertoppelter fabrique jährlich 600 Klaffter langen und 200 Klaffter kurzen holtzes, dann 60.000 birtln haben müste“ 53 54 55). Dies alles wurde freilich nur mit Hilfe eines bedenk­losen Raubbaus am Waldbestand ermöglicht, worüber sich bewegliche Kla­gen der dafür Verantwortlichen finden 54). Dafür aber stieg die „Nutzung der Majolica-Fabrique deductis deducendis“ von 11.336 fl. 18 kr. im Jahre 1762 auf 15.354 fl. 21 kr. im Jahre 1763 und schließlich auf 18.514 fl. 12 kr. im Jahre 1764, wobei sich die Bemerkung findet: „Diese Nutzung dürfte künftig, wenn sich keine widrige Zwischen Fälle ergeben, gegen altertum tantum erhöhet werden“ 55). Weil sich die Majolikafabrik im Besitz des Kaisers befand, galt sie, so­lange er lebte, als privilegiert, was erst nach seinem Tod anders wurde. Denn im Frühjahr 1782 schreibt der österreichische Geschäftsträger in Dresden, Baron Franz Leopold von Metzburg, der Hof- und Staatskanzlei, daß eine Familie, „welche das sogenannte Holitzergeschirr und engländi­sche Steingut machet, sich in Böhmen niederzulassen wünschet“, worauf der böhmische Gubernialpräsident antwortet, daß, „nachdem sich schon 52) Poschakten 1. 53) Poschakten 14. 54) Poschakten 15, 55) Poschakten 1.

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