Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 14. (1961) - Festschrift für Gebhard Rath zum 60. Geburtstag
MIKOLETZKY, Hanns Leo: Holics und Sassin, die beiden Mustergüter des Kaisers Franz I. Stephan
200 Hanns Leo Mikoletzky zu gebrauchen“ sei: er gehört „in ein Invaliden hauß, oder unter die hiesige Compagni oder Pension“. Sein Nachfolger sollte unter Karners „Direction stehen, ansonsten lehrnet einer gleich wieder das Faulentzen und liederliche leben“ 4S). Ebenso wurden die zum Tag tretenden Mißstände nach Möglichkeit abgeschafft. Am 12. März 1755 wird von Wien aus angeordnet: „Nachdeme man wahrgenommen, daß theils Kayl. Herrschafft Holitß- und Sassiner Wirtschaffts-Beamten ihr ausgemessenes Bier-Wein- und Getraid- Holz und andere Deputaten nicht alle in Natura abnehmen, sondern solches sich auß denen Kayl. Renten mit Gelde bezahlen lassen, wordurch nicht nur allein dem Kayl. Aerario ein unverantwortlicher Schaden zugefüget wird, sondern auch der hierinfall interessirte Rentmeister sich einer unausbleiblichen Straf unterwürfig macht. Deroselben ergehet an Beyde Kayl. Holitß- und Sassiner Wirtschaffts-Verwalter-Ämter der gemessene Befehl, denen gesamten Subalternen auf das schärfste einzubinden, unter Verlust des völligen natural-Deputats nicht das mindeste sich aus denen Renten hievor zahlen zu lassen, oder ihr Deputat ganz oder zum Theil auff oder ausser der Kayl. Herrschafften zu verkaufen, sondern alles dergestalt wie es in Statu officii ausgemessen, in natura abzunehmen“ * 44). Obwohl Franz Stephan in einem Flügel des Schlosses von Sassin eine Kottonweberei und zu Holies eine Majolikafabrik sowie gleichfalls eine kleine Kottonfabrik einrichtete, waren beide Herrschaften in der Hauptsache noch immer landwirtschaftliche Betriebe, deren Wohl und Wehe dem Kaiser sehr am Herzen lag und die ständig auf den neuesten Stand gebracht werden mußten. 1762 findet sich der „Riß von einer Curlaendischen so genannten Rige, oder einem Dörr- und Dresch-Gebäude“, durch Vermittlung des Freiherrn Dietrich von Keyserlingk von einem Architekten (Jacob Christian Schirmeister) aus Mitau gezeichnet. 1763 wird der Plan für einen „Pont de Bois horizontal sans Piles ni Chevalets“ vorgelegt, „inventé, exé- cuté en Modele, décrit, demontré et envoyé“ von einem Pariser namens Genneté, der überhaupt alles für den Kaiser mehr oder minder Brauchbare sammelt: von „la Charrue dönt j’ai envoyé la Description ä Vienne sur la fin de l’année derniére“ (1765) bis zur „Instruction sur l’usage et les proprietés de la poudre purgative“. Man züchtet Bäume und experimentiert mit ihnen, z. B. mit dem’„Mahaleb- oder Parfümkirschenbaum“. Auch mit rein ökonomischen Belangen beschäftigt man sich in Wien intensiv und gibt bis ins Kleinste gehende „Anleithungen“ zum Feld- und Weinbau, für „Kuchl- und Obstgärthen“, zur „Pfleg und Nuzung der Wälder“, zur „Fi- scherey“, für „Roß-Vieh“, „Schaaf-Vieh“, „Schweine-Vieh“, „denen Binen“, „Gefliegel-Vieh“ etc. Man vermittelt Anregungen zur Bereitung von Honig aus dem Ahorn sowie zur Anpflanzung von „ormes gras“ (Ulmen) und holt seinerseits genaue Aufstellungen über das zu jeder Zeit verfügbare Obstund Gemüse, über „die Mittelmäßige Jahrsfechsung nach gezogenen Rechnungs«) Poschakten 14. 44) Poschakten 14.