Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 14. (1961) - Festschrift für Gebhard Rath zum 60. Geburtstag
MIKOLETZKY, Hanns Leo: Holics und Sassin, die beiden Mustergüter des Kaisers Franz I. Stephan
Holies und S assin, die beiden Mustergüter 197 Im westlichen Seitengebäude konnten in 24 Räumen die Küchenjungen (bis zu 14), die Köche, Jäger, Zuckerbäcker, Kellerburschen, Tafeldecker, Sommeliers, Schreiber, Zehrgadner etc. hausen. Im hinteren, dem südlichen Trakt, der an den Fasangarten anstieß, wohnten bei Bedarf in 17 Räumen neben dem Bett- und Kupfermagazin die Edelknaben sowie in je zwei Zimmern der Kontrollor, der Leibmedicus, der Leibchirurg und der Apotheker. Jeder Trakt war auch mit Klosetten (bis zu 5) und Badstuben wohl versorgt 28). Da sich im ersten, dem Hauptstock, neben der Kapelle und Sakristei zirka 28 Räume29 30), im zweiten etwa 10 und im dritten Stock 23 Räume befanden, war man in Holies durchaus in der Lage, auch größere Scharen von Besuchern aufzunehmen. Zum Schloß führten doppelte Lindenalleen und zwei Brücken nebst einer Zugbrücke über zwei Wallgräben, deren äußerer nur mit Gras bepflanzt war, während der innere reiche Obstkulturen barg. Nach einem Bericht über „Gärtner Früchte und Grünes 1760 mit Ende Augusti“ gab es unter den „Fruits que l’on trouvera ä Holits, et qui sont propres pour l’office: abricots. suffisamment. Prunes, assés, autrement cvetsches. Pesches, la moitié de cequ’il y en aura de besoin. Raisins, chasse- lats dorés et de Blancs, quelques assiétes. Reineclaudes pourquelques assiétes. Poires, trés peu, et elles ne sont bonnes que pour le commun. pommes. il n’y en aura que pour le commun. ainsi l’on peut faire venir de Vienne pour la table imperiale, savoir. 1° quelques Péches. 2. Des belles Poires. 3. des pommes de mérne. 4. amandes ä l’Ecail. 5. Raisins précoses noirs. 6. des Figues. 7. noisette, n’y en ayant que trés peu. 8. et quelques beaux melons, car ceux qui y sont valent peu de chose“ 80). Gelegentlich der nicht seltenen Besuche des Hofes in Holies, gab der dortige Verwalter jeweils nach Wien bekannt, welche Viktualien „bey glücklicher Ankunft Ihro Kayl. und Königl. Mayt. in die Hoff Küchel nötig werden und hier orts nicht zu bekhommen seynd als: Mundt- und Semmel-Mehl, griß, Reyß, Schilkrutten, lorberbletter, Suppen Sieb, Khoch- leffl“. Andererseits schickte man „nacher Wienn, aus der Kayl. Hollitscher Zimmerwartherey, zu waschen und butzen“ die mit verschiedenen „hochen Spitz“ grün, gelb oder rot garnierten „Nacht-Zeügumbhäng“ etc.31). Wenn die Kaiserin nach Holics reiste, geschah das immer mit dem höchsten Aufwand. Als sie im August 1762 ihre Abfahrt vom 10. auf den 13. verschob, kostete das für „1190 Landtpferdt tagi. an Warthgelt ä 30 kr. Betragen auf 3 Tag alß den 10. 11 et 12 Aug. 1755 fl.“, wozu noch 233 fl. 48 kr. traten, was den Schaden auf 1988 fl. 48 kr. erhöhte 32). 28) Poschakten 15. 29) Siehe den „Plan des Schlos zu Holitsch nebst denen seiten gebauten und Souterrains“ : Poschakten 15. 30) Poschakten 15. 31) Poschakten 14. 32) Poschakten 15.