Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 14. (1961) - Festschrift für Gebhard Rath zum 60. Geburtstag

BENNA, Anna Hedwig: Ein römischer Königswahlplan Karls III. von Spanien (1708–1710)

2 Anna Hedwig Benna ten des Kurfürsten-Königs, die römische Krone, wenn schon nicht für sich, doch für seinen Kurprinzen zu erwerben, Kenntnis hatte7). August der Starke hielt es jedoch im Interesse der kurfürstlichen Macht für zweck­mäßiger, sich bei der Kaiserwahl nicht an ein bestimmtes Haus zu halten, sondern abwechselnd verschiedene Häuser zu wählen. Auch der Gedanke des Alternierens eines katholischen und eines protestantischen Kaisers trat da­mals hervor, wobei Sachsen im Verein mit Brandenburg für die protestan­tischen Interessen im Reich eintrat8 *). Nur die Aussicht, sich mit einer der­artigen Politik die Sympathien der Alliierten des Kaisers zu verscherzen, deren Hilfe gegen Schwedens feindselige Haltung für ihn wichtig war, hielt August den Starken von weiterer Verfolgung dieser Pläne ab; er war der erste, der in Wien erklärte, seine Stimme Karl III. geben zu wollen °). Ent­gegen den Erwartungen des Wiener Hofes entschied sich auch der Kur­fürst von Brandenburg für Karl III. und erfüllte damit eine der Klauseln des preußischen Krontraktats, in der sich der neue König verpflichtet hatte, seine Stimme einem Kandidaten aus dem Hause Habsburg zu geben10). Eine ähnliche Verpflichtung wie der Kurfürst von Brandenburg als König von Preußen hatte auch der Kurfürst von Hannover anläßlich seiner Intro­duktion ins Kurkolleg übernommen, auch seine Stimme war dem Hause Habsburg vertraglich zugesichert worden11). Für den Ausgang der Wahl nicht entscheidend, aber die Gesinnung der Wähler beeinflußend konnte die Haltung der europäischen Mächte werden. Im Lager der Alliierten konnte Karl III. nur auf rückhaltlose Unterstützung von seiten der Generalstaaten rechnen12 *). Die Generalstaaten wollten nicht nur die Wahl Karls bei den Kurfürsten anregen, sie begünstigten im Gegensatz zu England die Vereini­gung der spanischen Monarchie mit den österreichischen Erblanden und der Kaiserkrone ls). Von dieser Haltung der Generalstaaten unterschied sich die englische Haltung, die wohl den Erwerb der römischen Krone durch Karl III. begünstigte, aber eine Vereinigung der spanischen Monarchie mit 7) Ziekursch a. a. 0., S. 77 ff. P. Haake, Ein politisches Testament König Augusts des Starken, HZ 87 (1901) 10, 13. Siemsen a. a. 0., S. 13. 8) Siemsen a. a. 0., S. 13. °) Ziekursch a. a. 0., S. 25—28. Rosenlehnef a. a. 0., S. 4 f. 10) C. v. Noorden, Die preußische Politik im spanischen Erbfolgekrieg, HZ 18 (1867) 307. A. Berney, König Friedrich I. und das Haus Habsburg (1701 bis 1707) (1927) S. 129. Ziekursch a. a. 0., S. 32, 34 f. Siemsen a. a. O., S. 36. Th. Schieder, Die preußische Königserhebung von 1701 in der politischen Ideen­geschichte, Altpreuß. Forsch. 12 (1935) S. 69. u) Ziekursch a. a. 0., S. 142. Siemsen a. a. O., S. 35. G. Schnath, Geschichte Hannovers im Zeitalter der neunten Kur und der englischen Sukzession 1674 bis 1714, Veröffentl. d. Hist. Korn. f. Hannover, Oldenburg, Braunschweig, Schaumburg-Lippe und Bremen XVIII (1938) S. 605. 12) Schreiben der Generalstaaten an Karl III., 1711 April 27, Familien­korrespondenz A, Kart. 16. 18) Heems an Karl III., Haag, 1711 Mai 15, Familienkorrespondenz A Kart. 16. Sinzendorf an Kaiserin Eleonore Magdalena Theresia, 1711 s. d. ebenda.

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