Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)
RILL, Gerhard: Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560 bis 1572
60 Gerhard Rill konnte37). Sollte dem Kaiser noch qualche temperamento hei der Konzession an die Stände möglich sein, — regte er wenige Tage später an, — so möge er rasch handeln; denn Commendone sei schon unterwegs, um der Toleranz entgegenzuarbeiten38). Arcos Erklärung, der Papst habe ihn von der geplanten Entsendung Commendones vorher nicht in Kenntnis gesetzt und jeder Widerstand wäre außerdem völlig aussichtslos gewesen, wirft wieder einmal Licht auf die Praxis Delfinos, der nur allzugerne dem Umkreis Pius’ V. entwichen und zu der ihm willfährigen Wiener Regierung zurückgekehrt wäre. Delfino war erklärter Feind Commendones. Trotzdem spielte er in einem Schreiben an den Kaiser die Rolle eines Wohlwollenden. Allerdings berichtete er zugleich in auffälliger Breite über die ungleiche Stellungnahme Arcos r dieser sei gegen die Legation Commendones, halte den Legaten selbst für einen gefährlichen Spitzel und habe erklärt, der Kaiser könne die Legation ohneweiteres verhindern (man beachte den Widerspruch zu Arcos eigenen Angaben!); er (Delfino) hingegen habe den Gesandten zwar zu beruhigen versucht, ihn jedoch unerschütterlich in seiner Meinung gefunden. Merkwürdig ist dabei, daß der Kardinal von seiner erprobten Beredsamkeit sehr sparsamen Gebrauch macht und die Meinung Arcos nicht nur ganz unwiderlegt läßt, sondern sogar mit ihr zu sympathisieren scheint. Und am Schluß des Schreibens kann er sich doch nicht versagen, mit einigen Worten gegen den soeben noch in Schutz genommenen Commendone loszuziehen, der heiliger sein wolle als selbst der heilige Bernhard39). Der Sinn dieses raffinierten Rollentausches wird klar, wenn wir von gleichzeitigen Vorsprachen Delfinos bei Pacheco und Zuniga hören: auch hier wurde die Legation als solche befürwortet, nur sollte der Legat nicht Commendone, sondern Delfino heißen40). Arco war also wieder einmal dazu ausersehen, völlig unbewußt die Pläne Delfinos zu fördern. Der Gesandte hatte indessen den Kaiser gegen heftigste Anwürfe zu 37) Kaiserliche Denkschrift betr. Religionskonzession vom 3. September: Nuntiaturberichte II 6, 173 n°90b; Instruktion Delfinos für Arco: Hopfen 275, vgl. Nuntiaturberichte II 6, 192 ff.; Bericht Arcos über die Audienz: Hopfen 276—279. — Ein Vergleich der beiden Argumentationen ergibt, daß Arco den Hinweis Delfinos auf die zahlreichen Sekten in der Grenzzone gegen die Türken ausließ (wohl im Hinblick auf die gleichzeitigen Verhandlungen um päpstliche Subsidien), hingegen hinzufügte, che questa attione della MV. non era per essere con l’aiuto di Dio I’ultima, che fusse per fare ..darauf scheint sich auch die folgende Erklärung Ciregiolas (Bericht an Kard. Medici vom 21. September) zu beziehen: L’ambassadore di SM/d prima disse che detta confessione augustana era concessa, poi vedendo il papa in coléra ritrattandosi disse, che il negotio stava in fieri ... Florenz, Archivio di stato, Med. 5097 fol. 404. 38) Bericht vom 18. September: Hopfen 283. 39) Hopfen 288 f. 40) Bericht Arcos vom 18. (siehe oben) und Zunigas vom 17. September (Serrano, Correspondencia 2, 462); vgl. Nuntiaturberichte II 6, 193.