Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)

WAGNER, Hans: † Josef Karl Mayr (1885–1960)

NACHRUF Josef Karl Mayr (1885—1960) Am 21. August 1980 wurde Universitätsprofessor Hofrat Josef Karl Mayr 75 Jahre alt. Bald darauf, am 2. Dezember, ist er einem Schlaganfall erlegen, der dem vom Tod durch eine schwere Krankheit schon Gezeichneten viel Leiden erspart hat. Mit ihm ist einer der besten Archivare, die das Haus-, Hof- und Staatsarchiv je besessen hat, ein begnadeter Forscher, ein unermüdlicher Arbeiter, ein vornehmer, stiller und bescheidener Mensch und tiefgläubiger Christ von uns gegangen. Das Archiv, dem seine Lebens­arbeit zum größten Teil gewidmet war, hat besonders Ursache, seiner zu gedenken. Auf Schritt und Tritt sind hier die Spuren seiner Tätigkeit fest­zustellen, zahlreiche Behelfe wurden von ihm in seiner minutiösen Schrift angelegt, ein bewundernswertes Lebenswerk, wenn man die Zahl und den Rang seiner wissenschaftlichen Veröffentlichungen danebensetzt. Es ist ein tröstlicher Gedanke, daß er durch diese aufopfernde Ordnertätigkeit noch vielen Generationen von Forschern Stab und Stütze im Labyrinth der Akten bleiben wird. Der Lebensweg Josef Karl Mayrs hat in Salzburg begonnen. Seine Mut­ter stammte aus dem alten Salzburger Bürgergeschlecht der Spängler. Seiner Geburtsstadt ist er immer besonders verbunden geblieben, wie seine zahlreichen und wertvollen Arbeiten zur Salzburger Geschichte beweisen. In Salzburg hat er das Gymnasium besucht. 1904 ging er nach Wien, wo er zunächst zwei Semester Geographie studierte, dann nach Innsbruck, um sich unter der Leitung von Wilhelm Erben und Hans von Voltelini der Geschichte zuzuwenden. 1909 wurde er dort Doktor der Philosophie, 1954 hat ihn dann die Universität Innsbruck zu ihrem Ehrenmitglied ernannt. Die folgenden zwei Jahre waren dem Institut für österreichische Ge­schichtsforschung in Wien gewidmet, an dem er Ottenthal, Redlich und Dopsch hörte und 1911 die Institutsprüfung mit Auszeichnung ablegte. Gleich darauf trat er als Archivpraktikant am Archiv für Niederösterreich in den Staatsdienst, war dann im Büro des Archivrates tätig und konnte am 28. Juni 1912 als Konzeptsaspirant den Dienst im Haus-, Hof- und Staatsarchiv beginnen, das ihm zur zweiten Heimat wurde, ebenso wie die Großstadt, aus der er noch als junger Student nach einjährigem Aufenthalt in die geliebten Berge nach Innsbruck geflüchtet war. Mayrs Laufbahn als Archivar war das ruhige Fortschreiten eines erfolgreich begonnenen Weges. 1913 wurde er Konzeptspraktikant, im selben Jahr Archivkonzipist, 1915 Staatsvizearchivar und 1919 Staats­archivar. Von 1914 bis 1918 hat er Kriegsdienst geleistet, seit 1917 als

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