Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)

RILL, Gerhard: Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560 bis 1572

54 Gerhard Rill Aber auch ein Weiterverhandeln schien Arco unter den gegenwärtigen Umständen aussichtslos. Jeden anderen hätte er überzeugen können, so berichtete er nach einem neuerlichen Versuch im Juli, beim Papst jedoch scheiterten seine Künste; nur eine Zunahme der militärischen Macht der Türken in Ungarn könne Pius V. vielleicht eines besseren belehren60). Es ist bezeichnend, daß sich der Gesandte nun in Umkehrung der Verhältnisse, denen er unter Pius IV. gegenübergestanden war, an die Kardinäle wandte und den Papst zur Rücksprache mit ihnen aufforderte. Der Papst winkte ab: er wisse selbst über seine Mittel Bescheid. Und die Kardinäle, sprezzati da Sua Santitá, waren auch in dieser Frage von sich aus völlig einflußlos61). VI. Die Erkenntnis seiner ständigen Erfolglosigkeit seit dem letzten Kon­klave und vor allem die durch das Scheitern aller Verhandlungsversuche erzwungene Passivität, daneben sicher auch seine prekäre finanzielle Si­tuation, scheinen in Arco den Wunsch nach einer nutzbringenderen Tätig­keit gefördert zu haben. Dazu kam, daß Arco, immer noch pin inclinato aU’arme che alia Pretoria, die militärischen Ereignisse nördlich der Alpen mit größter Anteilnahme verfolgte. Schon im April hatte er aufgehorcht, als ihn das Gerücht erreichte, der einstige Befehlshaber seiner Feldzüge im Westen, der Herzog von Savoyen, solle das Oberkommando in Ungarn übernehmen1). Ein Jahr später ersuchte er vergeblich um seine Abberu­fung aus Rom, — ungefähr zur gleichen Zeit also, als der Sultan zum Kriegszug aus Konstatinopel aufbrach. Im Juli forderte der Kaiser auf wiederholtes Drängen Arcos, der unbedingt am Feldzug in Ungarn teil­nehmen wollte, die Nominierung eines Stellvertreters in Rom2). Erst als der Gesandte neuerdings seiner Überzeugung, er könne zur Zeit in Ungarn nützlicher sein als in Rom, Ausdruck verliehen und seinen Sekretär Fran­cesco Strozzi als Vertreter empfohlen hatte, wurde ihm der Urlaub be­willigt3). Allerdings erhielt er die diesbezügliche Weisung vom 20. August erst am 20. September, also zwölf Tage nach dem Fall Szigets4). Am 26. September, dem Tag der Abreise, traf ihn nach der Messe die Nachricht von diesem Ereignis. Wie Strozzi berichtet, war der Gesandte so er­schüttert, daß er wortlos sein Pferd bestieg und abritt6). Zwei Tage später 00) Schwarz 1, 33. — Nuntiaturberichte II 6, 12. 61) Bericht vom 31. August: Rom Korr. 27. 1) Bericht vom 7. April 1565: Rom Korr. 24. 2) Weisung vom 10. Juli 1566: Rom Korr. 29. 3) Bericht vom 27. Juli: ibid. 27; vgl. Schwarz 1, 43; Nuntiaturberichte II 6, 24. 4) Bericht vom 21. September: Rom Korr. 27. — Die Weisung vom 25. Sep­tember (ibid. 29), die diese Bewilligung rückgängig machte, erreichte daher Arco nicht mehr in Rom. 6) Bericht Strozzis vom 28. September: Rom Korr. 27.

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