Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)

RILL, Gerhard: Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560 bis 1572

Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560—1572 53 Wahl gratulierte, sollte vor allem auch weitgehende Zugeständnisse in diesem Punkte erwirken. Pius V. hingegen verwies zunächst, in der Au­dienz vom 24. März, auf seine leeren Kassen. Anfang April fiel die Ent­scheidung: 50—60.000 Scudi sollten in Augsburg hinterlegt werden, davon konnte der Kaiser monatlich 12.000, beim Wegfall der Bedrohung Maltas 16.000 Scudi abheben; um diese Differenz von 4.000 Scudi drehten sich in der Folge die Verhandlungen. Hier gingen die Meinungen jedoch prin­zipiell auseinander. Wenn Pius V. auf seine finanziellen Verpflichtungen in Malta, Ancona und Schottland verwies, so spricht dies nur für den weiten Horizont seines Verantwortungsgefühles55). Für Arco aber war jede Aus­lage, die nicht unmittelbar dem Krieg in Ungarn zustatten kam, ein Fehl­posten. Selbst die Ligapläne erwiesen sich nur unter dieser Voraussetzung für die kaiserliche Politik als sinnvoll. Als im Mai ein neuerlicher Vorstoß Arcos in der Frage der 4.000 Scudi erfolglos blieb, glaubte der Gesandte jeglichen guten Willen des Papstes — auch hinsichtlich der Liga und seiner angekündigten Opferbereitschaft im allgemeinen — anzweifeln zu müs­sen56). Man wird dem Gesandten bei diesem Fehlschluß jedoch zugute hal­ten dürfen, daß die aus Wien einlangenden Weisungen höchste Not ver­rieten,57). Wie falsch man dort die Pläne und den Charakter Pius’ V. immer noch einschätzte, zeigt die Weisung vom 26. April: auf Grund einer eigenmächtigen Anregung des Nuntius Biglia machte man sich Hoffnung auf Gewährung der zur Zeit unantastbaren Regresse kirchlicher Pfründen, ja sogar eine zukünftige Kardinalskreation schien geeignet, Mittel für den Türkenkrieg abzuwerfen58). Arco war sich über die Aussichtslosigkeit dieser Erwartungen völlig im klaren. Erstens werde der Papst überhaupt nicht darauf eingehen, antwortete er dem Kaiser, und zweitens wäre damit eine Verletzung der Konzilsdekrete verbunden; derartiges von Pius V. zu verlangen wäre äußerst unschlau, denn er (Arco) sei überzeugt, daß der Papst ohnedies eines Tages gegen die Dekrete zu verstoßen gezwungen sein werde, und das möge er dann lieber von sich aus als auf Begehren des Kaisers tun. Abgesehen davon aber würde auch nur ein geringer Teil der Einnahmen dem Kaiser zugute kommen59). 55) Schwarz 1, 20. — Nuntiaturberichte II 5, 148—150. 56) Nuntiaturberichte II 5, 220. — Über die Debatte Arcos mit Pius V. vgl. Bericht Requesens’ vom 4. Juli: Serrano, Correspondeneia 1, 281. 57) Besonders die Weisungen vom 24. April und 2. Juli: Nuntiaturberichte II 5, 176 und Rom Korr. 29 (Orig. Arco-Archiv Adldorf). 56) Rom Korr. 29. 59.) Bericht vom 18. Mai: Rom Korr. 26 (fol. 276) : Et quando pure il papa habbi da fare (come credo che fara un qualche giorno) cosa contra gli decreti, conviene per molti rispetti, che piuttosto lo facci da se che esortato da VMtá, oltreché la minor parte de danari, ehe si cavassino di questo, sarebbe della MV., pereké non si da volontieri a Roma il danaro fuori, et di raro si serva quello si promette .. .

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