Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)

RILL, Gerhard: Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560 bis 1572

Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560—1572 47 endgültige Mißstimmung dürfte doch erst im Todesjahr des Papstes auf­gekommen sein, als sich Pius IV. über die fast pausenlosen Vorstöße des Gesandten, der die Konzession der Priesterehe scheinbar erzwingen wollte, heftigst beschwerte und bald darauf Arco durch die Entsendung der Nun­tien in diesem Gegenstand mattsetzte. Das Bild Pius’ IV., das wir aus Arcos Berichten gewinnen, stimmt in fast allen Wesenszügen mit den anderen Quellen überein, nur ist es zu sehr auf das Negative beschränkt. Dem Pessimismus des Gesandten, der die Aufgeschlossenheit und Konzilianz dieses Papstes nicht zu würdigen ver­stand, bot sich zunächst keine Vergleichsmöglichkeit. Erst die Praxis Pius’ V. sollte Arco erkennen lassen, um wieviel „weiser“ der Verstorbene doch die cose del mondo zu dirigieren verstanden hatte 15). Am 19. Dezember 1565 begann das Konklave. Für das Verhalten des kaiserlichen Gesandten waren vor allem zwei Faktoren maßgebend; an erster Stelle stand Florenz. Seit den Spannungen der Jahre 1560 und 1561 hatte sich das Verhältnis Cosimos zum Kaiser ungeachtet des weiter schwe­lenden Pitiglianokonfliktes wesentlich gebessert. Wir wissen, daß 1561— 1567 Arco häufig mit dem Sekretär Bartolomeo Concino Besprechungen abhielt, ohne allerdings deren Inhalt zu kennen 16). In seiner Instruktion für den Konzilsgesandten Giovanni Strozzi befahl der Herzog enge Zu­sammenarbeit mit den Vertretern des Kaisers, da er — senza voltare il mantello — der Casa d’Austria stets zur Verfügung stehen wolle17). Aus dem Präzedenzstreit zwischen Florenz und Ferrara hatte sich Arco bisher heraushalten können. Im Juni 1565 stand neuerdings das Projekt einer Titelerhöhung für Cosimo zur Debatte, diesmal bestens vorbereitet und durch finanzielle Anliegen Maximilians, der zur selben Zeit den Grafen Johann Khevenhüller um Subsidien für den Türkenkrieg nach Florenz schickte, gefördert. Der Tod Pius’ IV. brachte Cosimo um den schon fast sicheren Erfolg 18). scheinen glaubwürdiger, wenn man bedenkt, daß auch andere unter Pius IV. kreierte Kardinale als Laien und Diplomaten nach Rom gekommen waren (Amulio, Navagero; auch Vargas stand knapp vor seiner Erhebung zum Kar­dinal). Vgl. Paschin i, Ambasciate e ambasciatori 72. is) Bericht vom 25. Februar 1570: quel papa (Pius IV.) sapeva molto piü delle cose del mondo che non sa questo ... Rom Korr. 32; ähnliche Äußerungen gegenüber Zuniga in dessen Bericht vom 28 Februar: Correspondencia diplo- matica entre Espana y la Santa Sede durante el pontificado de S. Pio V. por Luciano Serrano 3 (Madrid 1914), 242. 16) Mehrere Beglaubigungsschreiben Cosimos für Concino, den Kanoniker Nigrosuolo und Alessandro de’Medici 1563—1567 im Arco-Archiv Mantua. 17) Instruktion vom 16. Februar 1561 ed. von Jed in, La politica conciliare di Cosimo I 495 f. 18) Instruktion für Khevenhüller: Bibi, Korrespondenz 1, 177; vgl. ibid. 201—203; Nuntiaturberichte II 4, 395; Santi 57; M a f f e i 32 f.; Carcerer i, Cosimo 1, 167 ff.

Next

/
Thumbnails
Contents