Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)

RILL, Gerhard: Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560 bis 1572

46 Gerhard Rill bedenklich, da seine verwandtschaftlichen Beziehungen zum Hause Gonzaga in Rom bekannt waren. Es ist kein Wunder, daß sich der Gesandte von nun an in keiner Weise mehr der Diskretion Pius’ IV. anvertrauen wollte6). Unbegreiflich schien ihm zunächst auch die Wankelmütigkeit des Papstes. Innerhalb einer Woche, wie in der Frage der Ladung Zápolyas auf das Konzil7), ja innerhalb von 24 Stunden, konnte Pius IV. einander völlig konträre Beschlüsse fassen8). Die Ausdrucksweise des Papstes war dabei manchmal so dunkel, daß Arco nichts anderes übrig blieb, als das in der Audienz Erfahrene wörtlich nach Wien zu berichten und zu bitten, man solle dieses stets mit der Stellungnahme des Nuntius konfrontieren; denn er (Arco) laufe sonst bei der Vergeßlichkeit des Papstes in Gefahr, als Lügner zu gelten9). Die Wankelmütigkeit des Verhandlungspartners sei so groß, berichtete er bei anderer Gelegenheit, daß er sich per rispetto di SSld zu schämen beginne10). War das nun tatsächlich Vergeßlichkeit — der Papst konnte sich im Bedarfsfall auf ein sehr gutes Gedächtnis stützen — oder der Einfluß der Kurie und der Nepoten auf Pius IV.11) ? Arco fand allmählich das Wesen der päpstlichen Verhandlungstaktik heraus und brachte es auf die Formel procrastinare con artificio12). Es braucht hier nur auf die Zusammenstellung Constants13) verwiesen werden, um zu sehen, wie oft Arco in einem Verhandlungsgegenständ allein dem Papst Verzögerungsabsichten vorwarf. Pius IV. hingegen scheint allen Schwierigkeiten, die ihm der Gesandte durch seine Hartnäckigkeit machte, zum Trotz eine gute Meinung von Arco behalten, ja sogar seine Erhebung zum Kardinal geplant zu haben 14 *). Eine 6) Über die Indiskretion des Papstes vgl. Bericht Arcos vom 30. Dezember 1564: Nuntiaturberichte II 4, 264. 7) Berichte Arcos vom 16. und 23. August 1561: Sickel 209 und 212. 8) Charakteristisch die Weisungen an die Konzilslegaten vom 30. und 31. Mai 1562: Susta 2, 175—181. °) Sickel 221—223, 227 f. 10) Nuntiaturberichte II 4, 375. — Ähnliche Berichte vom 23. Juni 1563 (Rom Korr. 20) und 25. März 1564 (ibid. 22, fol. 78). 11) Anläßlich des Zeremoniellstreites berichtet Arco, der Papst sei um­geben von persone interessate, come é il cardinal Borromeo, Marc’Antonio Co- lonna et Cesare Gonzaga et altri, quali sempre gli sono all’orecchio et gli per- suadono quello che vogliono . . . Rom Korr. 22 (fol. 99v). Vgl. die völlig entgegen­gesetzten Ergebnisse bei ä u s t a 1, XXXI. — Über den Nepotismus Pius’ IV.: Her re, Papstthum 92 f.; Pastor 7, 78 ff.; Franz Häfele, Papst Pius IV. und seine Nepoten (Vierteljahrschrift für Geschichte und Landeskunde Vorarl­bergs NF., 5, 1921) 1—11. 12) Sickel 512. — Ähnlich Pachecos Urteil: ... y cree (el papa) que en negocios tan arduos la dilacion es lo que importa ... Döllinger 1, 591. 13) Constant, Concession 555 f. >4) Die Nachricht stammt allerdings von Cusano, der sie am 28. August 1563 aus angeblich verläßlicher Quelle (di buon loco) nach Wien berichtet; Arco sei jedoch nicht zur Annahme des Purpurs gesonnen, come quello ch’b piii inclinato all’arme ch’alla Pretoria. Rom Korr. 20. — Diese Angaben er-

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