Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)
RILL, Gerhard: Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560 bis 1572
Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560—1572 45 Diplomatie zukommen sollte. Im Hinblick auf die Person Pius’ IV. hatten für ihn bei Beginn seiner Gesandtschaft die besten Voraussetzungen bestanden; wenn wir in diesem Punkte Bernerio Glauben schenken dürfen, hatte sich Pius IV. wegen seines Bruders, des Condottiere Gian Giacomo Medici, Marchese di Musso e Marignano, dem Hause Arco zu Dank verpflichtet gefühlt und dem neuen Gesandten große Einflußnahme, selbst in Angelegenheiten seiner Nepoten, gestattet1)- Dazu kam der für die Kurie so günstige Ausgang der Mission Scipios. Die Instruktion für Delfino vom August 1560 läßt das gute Verhältnis zwischen dem Papst und dem kaiserlichen Gesandten noch deutlich erkennen2). Bereits die heftigen Auftritte wegen Pitigliano und der Konzilsbulle scheinen jedoch diese Beziehungen wesentlich getrübt zu haben. Arco wurde immer mißtrauischer. In der Toskanafrage fühlte er sich getäuscht3), wegen der Auflösung des Konzils traute er dem Papst alle möglichen Schliche zu4). Tiefste Verbitterung spricht aus den Berichten des Gesandten, als es ihm nicht gelingt, die Kardinalskreation vom Jänner 1563 (Medici und Gonzaga) weisungsgemäß zu verhindern. Nachdem nämlich der etwas zwielichtige Plan des Papstes, in Zusammenwirken mit dem Gesandten die Erhebung Gonzagas dem Kaiser anzulasten, am Ehrgefühl Arcos gescheitert war, dieser sich jedoch dem Wunsch des Papstes entsprechend zumindest moralisch zum Schweigen verpflichtet fühlen mußte, konnte sich Pius IV. ungehindert auf eine angebliche Intervention Arcos zu Gunsten Gonzagas berufen; der Gesandte scheute vor einer Stellungnahme zurück, da er den Papst nicht öffentlich als Lügner kennzeichnen wollte5). Die ganze Intrige war für Arco äußerst >) Bernerio 132 f.: ... fü di molta autoritä con quel papa et di tanta, ehe gli proprii nepoti usavano il suo mezzo quando volevano qualche [. . .] da SS'«, con la quale magnava spessissimo il detto sig. conte [jacendo] professione il papa di haver obbligo alia casa di Arco per haver [....] a Torino aiutato il Marchese di Marignano suo fratello nel caso di Mus, de dove ne venne la sua grandezza . . . Welche Rolle die Arco bei der Erwerbung von Musso durch Gian Giacomo bzw. beim Musser Krieg spielten, müßte erst untersucht werden; die Bezugnahme auf Turin läßt vermuten, daß die angedeutete Hilfeleistung im Jänner 1531, bei der Intervention des Herzogs von Savoyen, erfolgt war. Vgl. Josef susta, Pius IV. pfed pontifikátem a na pocátku pontifikátu (Prag 1900) 17; P a s t o r 7, 61. 2) Nuntiaturberichte II 1, 108. 3) S i c k e 1 132. 4) Im Anschluß an Erklärungen des Papstes über eine protestantisch- hugenottisch-englische Liga meint Arco: questi aiuti ingrossandosi fanno dubi- tare che non siano per fare dissolvere il concilio . . . Bericht vom 19. September 1562: Rom Korr. 17; vgl. S i c k e 1 377. 5) Vgl. den ausführlichen Bericht Arcos vom 6. Jänner: Nuntiaturberichte II 3, 178 f. — Über die Promotion: Paul Her re, Paptsthum und Papstwahl im Zeitalter Philipps II. (Leipzig 1907) 68; Pastor 7, 240. — Die Opposition Arcos hatte andererseits zur Folge, daß — allerdings erst im April — der Gesandte Befürchtungen Federico Gonzagas, der vom Papst einseitig unterrichtet war, zu entkräften hatte. Bericht Arcos vom 21. April: Rom Korr. 19.