Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)

JÄGER-SUNSTENAU, Hanns: Über das Archiv der Stadt Klosterneuburg

Archivberichte 504 1851 als ,Monumenta Claustroneoburgensia“ III publiciert hat, finden sich heute nicht mehr; sie sowie alle anderen archivalischen Bestände sind dem unhistorischen Sinne und dem geringen Verständnisse der Gemeindevertre­tung zu Ende der sechziger und Anfang der siebziger Jahre des 19. Jahr­hunderts zum Opfer gefallen: es geht allgemein die Sage, daß damals .ganze Fuhren von altem Papier in die Donau geführt wurden“; nur ein .Gedenkbuch“, welches unter dem Bürgermeister Augustin Konradt angelegt wurde ... und die Copie einer Schützenordnung haben sich erhalten“ 2 *). Glücklicherweise beruhen diese Mitteilungen doch zum Teil auf Übertrei­bungen. Erstens ist kaum anzunehmen, daß Aktenbestände einer Stadt von weniger als 3000 Einwohnern so angeschwollen wären, um sie „fuhren­weise“ in die Donau zu befördern8). Zweitens war auch damals der Wert von Altpapier nicht so unbekannt, um es nicht wenigstens als Heizmaterial zu verwenden. Und schließlich hat sich ja herausgestellt, daß wesentliche Bestände, zum Beispiel die Batsprotokolle ab 1771 und die Magistrats­registratur ab 1798 heute noch vorhanden sind. Wo sie allerdings versteckt waren, als Starzer nach ihnen suchte, ist nicht bekannt. In diesem Zusammenhang ist die Beantwortung einer Anfrage der Bezirkshauptmannschaft Hernals durch den damaligen Bürgermeister im Jänner 1870 nicht uninteressant, in der er meldet, daß kein Archiv vor­handen sei. Auf Grund der Enquete zur Neuordnung des staatlichen Archiv­wesens unter dem Vorsitz des k. k. Ministers des Innern im Jahre 1869 wurden recht ausführliche Fragebogen an die Länderstellen versendet, von denen sie über die Bezirkshauptmannschaften bis an die Stadtgemeinden gelangten. Infolge eines Wechsels der Regierung und des Abtretens des für die Archivprobleme besonders interessierten Ministers Dr. Karl Giskra blieben dann die Bemühungen für viele Jahre ohne greifbares Ergebnis4 * * *). Immerhin haben die unteren Stellen die ihnen zugekommenen Fragebogen wohl im allgemeinen entsprechend beantwortet, wodurch ein zwar lücken­haftes, durch seine manchmal bestimmt aufschlußreichen Angaben trotz­dem wertvolles Quellenmaterial zur Geschichte öffentlicher Archive in den Registraturen der Bezirkshauptmannschaften und Länder zu finden sein müßte. Laut Eintragung in das Geschäftsprotokoll von 1848, Zahl 158, hat die Stadt Klosterneuburg schon am 11. Februar dieses Jahres dem durch das 2) Starzer, a. a. O., S. IX. 8) Karl Gutkas, Stadtgeschichtliche Forschungsauf gaben in Niederöster- reich; in: Unsere Heimat, 27., Wien 1956, S. 141, referiert über das Stadtarchiv von Klosterneuburg, „das man wohl in die Donau geschüttet hat“. 4) Karl Rieger, Mittheilungen aus den Acten des k. k. Ministeriums des Innern bezüglich einer Reorganisation des österreichischen Archivwesens. Als Manuscript ausschließlich für den Gebrauch der k. k. Central-Commission . . . bestimmt. Wien 1881 [Österr. Nationalbibliothek 74.523-D], S. 1. — Vgl. auch: Oswald Redlich, Staatliches Archivwesen in Österreich; in: Korrespondenz­blatt des Gesamtvereines der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine, 1911, Sp. 460. — Bertold Bretholz, Zur Reorganisation des österreichischen Archiv­wesens; in: Mitteilungen des österreichischen Instituts für Geschichtsforschung, 11. Erg. Bd., 1929, S. 798. — Lothar Groß, Zur Geschichte des Archivschutzes in Österreich; in: Archivalische Zeitschrift, 42/43, 1934, S. 169. — Walter Goldinger, Geschichte des österreichischen Archivwesens, 1957, S. 30.

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