Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)

RILL, Gerhard: Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560 bis 1572

Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560—1572 41 Es scheint erstaunlich, daß bisher weder die Zusammengehörigkeit der Casa d’Austria noch die frühere Tätigkeit Arcos in spanischen Diensten ein vertrauteres Verhältnis zwischen den Gesandten des Kaisers und Phi­lipps II. hatte bewirken können. Allein auch in dieser Hinsicht warf das Konzil seine Schatten auf die römische Diplomatie. Arco begann seine Legation zu einer Zeit, da sich die französisch-spanischen Gegensätze in Italien, in denen auch Pius IV. und Cosimo I. eine Rolle spielten, in höch­ster Spannung befanden, und sah sich im Hinblick auf das Konzil genötigt, mit dem französischen Gesandten zusammenzuarbeiten19 *). Dazu kam an­fänglich eine persönliche Abneigung gegen den nirgends beliebten Vargas, dem Arco Egoismus und Liebedienerei nachsagte29). Pius IV. machte Arco zwar mehrmals zum Vertrauten seiner Abneigung gegen Vargas und Avila — später auch gegen Luna 21) —, in entscheidenden Situationen wog jedoch der Einfluß des spanischen Gesandten meist schwerer als der des kaiser­lichen Orators22). Ein tiefes Mißtrauen blieb in Arco nach den Vorfällen in der Kardinalskongregation vom Mai 1563. Und auch bei den Verhandlungen wegen Gewährung des Laienkelches bildeten die Spanier die Triebkraft der Opposition, sodaß selbst Pius IV. in einer seltsamen Mischung von Furcht und patriotischer Empörung über den spanischen Hochmut Arco zu gemein­samer Verschwiegenheit aufforderte 23). Inzwischen war jedoch der kaiserliche Gesandte bereits in den Wirbel der Präzedenzstreitigkeiten gezogen worden. Schon im Jänner 1562 eröff­ausbruch der Streitigkeiten in Wien: Die Korrespondenz Maximilians II., bearb. von Viktor Bibi, 1 (Veröffentlichungen der Kommission für Neuere Geschichte Österreichs 14, 1916), 71 f. — Zu den Verhandlungen in Florenz vgl. Kheven- hüllers Tagebuch: Haus-, Hof- u. Staatsarchiv, Familienkorrespondenz Sammel­bände 85 fol. 31v. I9) Vgl. V o s s 25 f. und oben S. 18. 29) Am 11. November 1560 berichtet Bourdaisiére, Arco habe sich bei ihm über Vargas beklagt, disant qu’il n’a telle commission de son maistre, et que ce qu’il en faict, e’est pour complaire au pape et servir ä ses desseings particuliers ... Henry-Loriquet 58. Trotzdem empfahl Arco am 22. März 1561 Vargas auf dessen Ersuchen dem Kaiser und bezeichnete sein Verhalten als korrekt (et meco si e portato di modo, eh’io non posso senon lodarmi di SS™): Rom Korr. 15. — Daß Thurn über Vargas nicht besser dachte, zeigt Sickel 45. 21) Über heftige Äußerungen des Papstes berichtet Arco am 20. Mai 1562: Rom Korr. 16; vgl. dazu den Bericht Vargas’ vom 23. Mai bei Döllinger 1, 429 f. — Über Luna sagte der Papst zu Arco, daß er von der Materie des Kon­zils nichts verstehe; Bericht vom 18. August 1563: Rom Kox-r. 20. Vgl. Con­stant, Concession 518, 541. — Über Lunas Stellung zum Kaiser: C h u d o b a, La relaciones 323 ff. 22) Besonders deutlich geht dies aus dem Schreiben Pius IV. an die Kon­zilslegaten vom 30. Mai 1562 (Susta 2, 175—178) hervor. 23) Am 15. Oktober 1563 berichtet Arco, der Papst habe ihm aufgetragen, seine (des Papstes) Absicht, die Versprechungen betr. Laienkelch zu erfüllen, geheimzuhalten, — vor allem vor den Spaniern, i quali credono d’essere soli al mondo et che gValtri si siano per niente ... S i c k e 1 610.

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