Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)
RILL, Gerhard: Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560 bis 1572
42 Gerhard Rill nete Pius IV., er beabsichtige eine Umgruppierung in der päpstlichen Kapelle. Als Doyen des diplomatischen Corps leistete Arco sofort heftigen Widerstand, da das Ganze auf eine Bevorzugung der Nepoten gegenüber den Gesandten hinauszulaufen schien24). Blieb in diesem Fall die relative Stellung Arcos unter den Gesandten noch unangetastet, so schien auch diese Sicherheit bedroht, als seit Mitte des folgenden Jahres die Spanier die Trienter Verhältnisse auf Rom anwenden wollten25). Am Vorrang des kaiserlichen Orators konnte freilich auch jetzt niemand rütteln, aber über die Suite der königlichen Gesandten herrschte Unstimmigkeit, — und das ergab angesichts der zu erwartenden Ankunft des Konfirmationsgesandten Maximilians ein höchst aktuelles Problem26). Vermieden wurde ein offener Streit durch die Abwesenheit der rivalisierenden Diplomaten bei der Audienz Helfensteins am 7. April 1564 27). In der Theorie aber war keine Lösung gefunden worden. Das zeigte sich auch schon im März dieses Jahres, als Pius IV. neuerlich die Ordnung in der Kapelle reformieren wollte; die Tendenz war verständlich, denn nur auf diesem Wege konnte noch eine Möglichkeit für die Schlichtung des französisch-spanischen Rangstreites gefunden werden. Allein Arco vertrat unerschütterlich den Standpunkt, für seine Stellung seien diese Zwistigkeiten vollkommen irrelevant. Jede Neuerung, der man jetzt zustimme, werde eines Tages auch das absolute Vorrecht des kaiserlichen Orators in Frage stellen; versteife sich der Papst also auf die Reform, so wäre es am besten, wenn der Kaiser seinen Gesandten abberufe28). In der Tat führte diese Verschiedenheit der Ansichten Pius’ IV. und Arcos und die naheliegende Methode des Papstes, durch Ausschaltung der unzufriedenen Diplomaten im Zeremoniell Skandale zu vermeiden, zu unerfreulichen und fast lächerlich anmutenden Auftritten. Als der Papst Arco — wie auch die anderen Gesandten — aufforderte, am Ostergottesdienst nicht teilzunehmen, kam es zu einer gereizten Auseinandersetzung, in deren Verlauf Pius IV. auch seinem alten Groll gegen den kaiserlichen Gesandten wegen der Niederlage in der Approbationsangelegenheit Luft machte29). Als hingegen vergleichsweise die Stellung des Nuntius am Kaiserhof berührt wurde, — wobei die Logik Arco sich wieder einmal als überlegen erwies, — sagte Pius IV. schließlich, der Kaiser könne 24) Bericht Arcos vom 3. (fol. 8r—v!) und 10. Jänner 1562: Rom Korr. 16. Ein von Arco selbst gezeichneter Plan der Kapellenordnung ibid, am Ende der Handschrift. — Weisung vom 25. Jänner: Rom Korr. 29. 25) Bericht vom 24. Juli 1563: Rom Korr. 20. — Weisung vom 15. August: Orig. Arco-Archiv Adldorf. 29) Berichte Arcos vom 29. Jänner und 5. Februar 1564: Rom Korr. 22. — Bericht Serristoris an Cosimo vom 4. Februar: Canestrini-Serristori, Legazioni 410. 27) Bericht vom 8. Februar: Rom Korr. 22. — Avisos an Philipp II. vom gleichen Tag: Pio IV y Felipe segundo 216 ff. 28) Berichte vom 18., 25. und 27. März: Rom Korr. 22. 29) Siehe oben S. 33 f.