Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)
RILL, Gerhard: Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560 bis 1572
40 Gerhard Rill alte Streit in Venedig wieder auf und wurde durch den temperamentvollen ferraresischen Gesandten Falletti nach Wien gebracht. Ferdinand I. annullierte jetzt das von seinem Bruder zu Gunsten Cosimos erlassene Dekret, und im folgenden Jahr dachte man sogar an die Verleihung des Erzherzogstitels an die Este10). Cosimo, der sich während dieser Zeit in Präzedenz- fragen am Konzil sehr entgegenkommend zeigte11), war doch Ferrara gegenüber keineswegs zum Nachgeben bereit. Seit Anfang 1562 berichtete Arco laufend über Agitationen des Herzogs von Florenz beim Papst, der jedoch eingedenk der Unannehmlichkeiten von 1561 (Pitigliano und Königskrone) zunächst abwinkte12). Die propagandistischen Vorstöße Cosimos wirbelten jedoch soviel Staub auf, daß Arco bereits im August 1562 Gerüchte über einen zwischen Florenz und Ferrara bzw. dem Papst und Ferrara drohenden Krieg nach Wien mitteilen konnte 13). Noch näher als dieser Konflikt, der erst unter dem nächsten Pontifikat eine diplomatische Katastrophe mitverursachen sollte, standen Arco zur Zeit die französisch-spanischen Präzedenzstreitigkeiten. Auch hier spielte Arco zunächst nur die Rolle eines wachsamen Beobachters; die Vorfälle in Trient berührten ihn nicht, die in Rom zur Zeit noch wenig, da nach der Abberufung Vargas’ auch der neue spanische Gesandte Requesens den absoluten Vorrang des kaiserlichen Orators nicht antastete14). Im Februar 1564 erklärte sich Pius IV. offen für Frankreich15), nachdem er noch im Vorjahr nach bewährter Methode seine Entscheidung mit dem Verhalten des spanischen Episkopates in Trient zu koppeln versucht hatte16). Auch Requesens wurde nun abberufen 17). Als Ende November der Streit in Wien wiederauf flammte, hatte Arco den kaiserlichen Standpunkt gegenüber dem französischen Gesandten in Rom in sehr kühl gehaltenen Aussprachen zu vertreten 18). 10) M o n d a i n i, La questione 3—21. — Carcerer i, Cosimo 1, 134 ff. 11) J e d i n, La politica conciliare di Cosimo I 355—361. 12) Berichte vom 3. und 24. Jänner, 14. Februar, 14. und 18. April und 2. Mai 1562: Rom Korr. 16. 13) Berichte vom 5. und 12. August: ibid. 14) Bericht Requesens’ an Philipp II. vom 16. Februar 1564: Pio IV y Felipe segundo 234—246. — Über die Anfänge dieser Streitigkeiten: Gribaudi 169; über die Zwischenfälle in Trient: äusta passim, bes. 2, 26, 159 f.; 3, 510; D ö 11 i n g e r, Beiträge 1, 486, 557. 15) Bericht Arcos vom 26. Februar 1564: Rom Korr. 22. — Vgl. Bericht Serristoris an Cosimo vom 22. Februar: Legazioni di Averardo Serristori am- basciatore di Cosimo I a Carlo quinto e in Corte di Roma, ed. Gius. C a n e- strini-Luigi Serristori (Firenze 1853) 414. 10) Weisung Pius’ IV. an Crivello vom 16. Mai 1563 bei Constant, Concession 449. 17) Über die Abschiedsaudienz Requesens’ Bericht Arcos vom 19. August 1564: Rom Korr. 23. — Vgl. das erklärende Schreiben Philipps II. an Pacheco vom 14. Juli: Pio IV y Felipe segundo 403—405. 18) Bericht Arcos vom 30. Dezember: Rom Korr. 23. — Über den Wieder-