Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)
RILL, Gerhard: Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560 bis 1572
38 Gerhard Rill sich nun endgültig auf die Verzögerungsmethode festgelegt, ohne den Gesandten allerdings über dieses Vorhaben täuschen zu können. Daran änderte sich auch nichts nach der Rückkehr der Nuntien. Bis kurz vor den Tod des Papstes dauerten die aussichtslosen und für beide Teile zermürbenden Diskussionen fort84). IV. Solange das Konzil samt allen jenen Problemen, die zu ihm in natürlicher oder konstruierter Beziehung standen, die Diplomatie der europäischen Höfe beherrschte, mußte auch der kaiserliche Gesandte an der Kurie seine Maßnahmen, soweit ihm Spielraum gelassen war, nach den Vorkommnissen in Trient richten. Was außerhalb dieses Themenkreises geschah, war zur Zeit weniger dringend. Von minderer Bedeutung schien jetzt auch die Wahrung der Reichsrechte in Italien, deren systematische Erfassung der Kaiser noch im Dezember 1560 verlangt hatte l): statt der erwünschten Auskunft hatte Arco damals nur die Belehrung erteilen können, daß Rom nicht der geeignete Ort für diese Nachforschungen sei, da Urkunden, nicht aber mündliche Aussagen und Ratschläge eine korrekte Grundlage für dieses Vorhaben bieten sollten. Die Rekonstruktion, so erkannte Arco sehr richtig, könne nur durch den Vergleich der alten Privilegien mit den neu verfaßten Diplomen, eine Überprüfung im Einzelfall also, erreicht werden 2). Als solche Prüfsteine des alten Reichsrechtes erwiesen sich zur Zeit Pitigliano und das Patronat von Aquileja 3); in beiden Fällen standen die Bemühungen Arcos in Zusammenhang mit denen des Grafen Franz von Thurn, seines Verwandten und Vorgängers am römischen Gesandtenposten, der sich jetzt auch in Venedig als gut informiert über die Reichsrechte südlich der Alpen zeigte4). So unterhöhlt Arco die Autorität des Kaisers in Italien auch binnen kurzem erscheinen sollte, — vorläufig blieb das Warnzeichen Pitigliano isoliert. Pius IV. selbst gab ihm die Versicherung, es werde in Italien nichts Wichtiges ohne Einwilligung des Kaisers geschehen5). Auch im Streit zwischen Genua und dem Marchese von Finale bewahrte der Papst strengste Zurückhaltung. Als Arco Ende Oktober 1561 von zwei an Pius IV. gerichteten Suppliken Genuas erfuhr, 1215 bei Ch. J. Hefele-H. Ledere q, Histoire des concils 5/2 (Paris 1913) 1345. 84) Nuntiaturberichte II 4, 465 f. 4) Weisung vom 24. Dezember 1560: Orig. Arco-Archiv Adldorf; vgl. Sickel 165. 2) Bericht vom 25. Jänner 1561: Rom Korr. 14. 3) Siehe unter S. 94 ff. 4) Über Thurn vgl. S i c k e 1 2; die Oratio habita in funere ill. viri Francisoi Turriani des Bernardinus Felicianus (Venetiis 1556) in StK. Venedig Berichte 9. Thurn war mit Laura von Arco, einer Cousine des Grafen Prosper, verheiratet (A rétin, Gen. XIV—XV, 839). 5) Bericht vom 8. Februar 1561: Rom Korr. 14.