Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)

RILL, Gerhard: Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560 bis 1572

Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560—1572 37 der, daß den ohnedies kränkelnden Papst, der sich während seiner letzten Lebensmonate um einen Teil der Konzilsergebnisse gebracht sehen mußte, die peinigende Zielstrebigkeit des Gesandten allmählich erbitterte81 82). Besonders scharf, wenngleich nach eigenem Ermessen con tutta modestia, trat Arco auf, als ihm der Papst am 22. Mai die Entsendung zweier Nun­tien an den Kaiser ankündigte: nicht Nuntien, sondern eine päpstliche Ent­scheidung habe er laut kaiserlichem Befehl zu fordern; zumindest habe er das Recht, erklärte Arco unter Berufung auf das Verhalten des Diego de Mendoza und der spanischen Kardinale gegenüber Paul III., den Inhalt ihrer Botschaft zu erfahren. Über diese Zumutung empört forderte Pius IV. den Gesandten auf, er möge dies seine Sache sein lassen. Arco, der sich in diesem Bericht erstaunlich gut in die Materie eingearbeitet zeigt, ermahnte zugleich den Kaiser, sich ja nicht von den Nuntien, die möglicherweise zwei Instruktionen mit sich führen würden, täuschen zu lassen. Auf jeden Fall möge man sich nur nach Kenntnisnahme entsprechender Vollmachten über­haupt auf Verhandlungen einlassen. Die gegen die Protestanten gerich­teten Briefe katholischer Fürsten an den Papst, die die Nuntien angeblich bei sich trügen, solle man ohneweiteres zurückweisen, denn erstens habe der Papst sich schon mehrmals über die Wünsche der Fürsten hinweg­gesetzt und zweitens gehe die Sache nur den Kaiser, den Erzherzog Karl und den Herzog von Bayern etwas an. Diesen Anregungen schloß Arco noch eine wenig schmeichelhafte Charakterisierung der beiden Nuntien an 82). Die nächsten Verhandlungen waren also wieder nach Wien verlegt wor­den, und Arco konnte in Ruhe Material für weitere Vorstöße sammeln; diesmal vertiefte er sich in die päpstlichen Register83). Pius IV. aber hatte 81) ... et come pario di questo negotio, SSld resta tutta confusa, né truova luogho che la capisca, ancora che sia in una sedia assai comoda ... Bericht vom 7. April: Nuntiaturberichte II 4, 323. — Über die Hartnäckigkeit des fast ständig in der päpstlichen Anticamera anzutreffenden Gesandten vgl. auch den Bericht Pachecos an Philipp II. vom 20. April bei Dö Hing er, Beiträge 1, 598, und Schreiben Granvelles an den Frh. v. Bolwiller vom 7. Mai: Papiers d’état du cardinal de Granvelle, pubi. M. Ch. Weiss 9 (Paris 1852), 177. 82) Bericht vom 23. Mai: Nuntiaturberichte II 4, 370—373. — Constant, Concession 572. 83) Am 2. Juni 1565 berichtet Arco, er habe den päpstlichen Registern ent­nommen, daß in Böhmen bis auf Innozenz III. Priester — doppo l’essere fatti preti — mit Frauen lebten: Rom Korr. 24, vgl. Otto H. Hopfen, Kaiser Maximilian II. und der Kompromißkatholizismus (München 1895) 225 n° 37. — Die in der Beilage zu diesem Bericht angeführte Registereintragung kann sich nur auf die Urkunde Honorius’ III. vom 21. November 1216 (Regesta Honorii papae III., ed. P. Pressutti, 1, Rom 1888, 19 n» 113; Codex diplomaticus et epistolaris regni Bohemiae, ed G. Friedrich, 2, Prag 1912, 121 n° 131) beziehen. Allerdings ist dort nicht vom matrimonium, sondern nur vom con­tubernium der Ordens- und Weltgeistlichen in Böhmen usque ad generale con­cilium die Rede; der entsprechende Canon (14) Innozenz’ III. vom Laterankonzil

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