Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)

RILL, Gerhard: Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560 bis 1572

30 Gerhard Rill Mitte Mai 1563, als Arco sich in diesem Sinne äußerte, existierte jedoch der Hauptfaktor des Kompensationsprojektes, die ultramontane Opposition in Trient, im Prinzip gar nicht mehr. Die erwähnten Besprechungen ■— an ihnen nahm übrigens auch Prospers Bruder Scipio teil48) —, die der Kaiser mit Morone zwischen 22. April und 12. Mai abhielt, endeten mit einem vollen Erfolg der Kurie; der bedeutendsten Persönlichkeit der drit­ten Konzilsperiode war es gelungen, Ferdinand I. vom guten Willen des Papstes und der Konzilsleitung zu überzeugen und von der Allianz mit Frankreich und Spanien abzuziehen49). Allerdings waren die Auswirkun­gen auf die Approbationsverhandlungen zunächst relativ bescheiden; denn die Krisis des Konzils schien zwar überwunden, die vom Papst so sehnlich gewünschte Beendigung der Versammlung war jedoch noch lange nicht terminisiert. Daß sich der Kaiser gegenüber den Vorwürfen seines Sohnes wegen allzugroßer Nachgiebigkeit auf die schwebenden Approbations­geschäfte berief, zeigt doch, was vom Papst erwartet wurde50). Arco aber stand jetzt nicht nur Pius IV., sondern auch den Kardinälen gegenüber und hatte in der Folge von dem erhofften Entgegenkommen sehr wenig zu berichten. Auch erblickte der Gesandte von Anfang an in der Kardinalskongrega­tion kein taugliches Mittel zur Lösung der Frage. Seine Überzeugung war nach wie vor, daß der Papst damit nur eine Verschleppung anstrebe, um sich seines zur Zeit wirksamsten Pressionsmittels nicht berauben zu lassen. Noch einmal, am 25. Mai, setzte er sich mit Pius IV. direkt auseinander. Die aus dem Mittelalter stammenden Eidesformeln, die ihm vorgelegt wur­den, bezeichnete er als unmaßgeblich; denn nicht Ausnahmen, sondern die Mehrzahl der Fälle, vor allem aber die jüngste Vergangenheit müsse die Norm liefern. Von einem iuramentum fidelitatis und von oboedientia sei in der Geschichte immer dann die Rede gewesen, wenn die Könige sich durch ein besonderes Anliegen dem Papst verpflichtet gefühlt hatten. Maximilian hingegen habe kein derartiges Anliegen und daher auch keine Veranlassung, von der seit Albrecht II. geltenden Norm abzuweichen. Arco verließ sich jedoch jetzt nicht mehr auf den Erfolg seiner Argumente. Morone, der Garant für den guten Willen der Kurie, sollte das Manöver des Papstes durchkreuzen. Am Tage nach der Debatte ersuchte der Gesandte den Kardinal um Intervention in der Konfirmationsfrage und empfahl das­selbe auch dem Kaiser51). Wie er richtig erkannte, war ein Wort Morones 4°) Erwähnt im Bericht Morones vom 6. Mai: Nuntiaturberichte II 3, 286. 49) Für die Innsbrucker Verhandlungen: G. Constant, La Legation du cardinal Morone prés l’empereur et le concile de Trente (Paris 1922). — J e d i n, Krisis und Wendepunkt des Trienter Konzils 73—81. — Ingeborg Broinger, Beiträge zu einer Biographie des Kardinals Giovanni Morone (ungedr. phil. Diss. Wien 1958) 44 ff. 50) Schreiben Ferdinands an Maximilian vom 2. Juni 1563 bei Sickel 518. 51) Bericht vom 26. Mai bei Sickel 512 f. — Schreiben Arcos an Morone vom selben Tag bei Constant, Concession 147.

Next

/
Thumbnails
Contents