Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)

RILL, Gerhard: Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560 bis 1572

Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560—1572 31 mehr wert als die fruchtlose Diskussion mit den vier delegierten Kardi­nalen. Denn die ersten drei Konferenzen am 27. und 28. Mai endeten, wie Arco prophezeit hatte, ohne jeglichen Erfolg; San Clemente und Vitelli, berichtete er dem Kaiser, die sich angeblich mit dem Problem vertraut gemacht hatten, sprachen tanto fuori del devere, che non so se figliuli piccioli l’havessino dette52); immer noch bestand die Kongregation auf obsequium et oboedientia. Und zum Überfluß drohte ein Konflikt mit Var­gas, als dieser — nach Arcos Meinung — in der Diskussion den Kardinalen den Rücken steifen sollte53). Der Papst nahm wohl nicht allzu betrübt zur Kenntnis, daß die Gespräche mit Arco in Prinzipien steckengeblieben waren; und da man in den letzten Monaten konstatieren konnte, daß Fer­dinand I. selbst unter Umständen zum Einlenken zu bewegen war, sollte die Sache wieder einmal am Kaiserhof ausgetragen werden. Nur handelte es sich diesmal nicht um Gewissensfragen, und der Beauftragte des Pap­stes war nicht eine Persönlichkeit vom Formate Morones, sondern der Intrigant Delfino 54). Inzwischen aber wurde in Rom von beiden Seiten weiterargumentiert und neues Material aufgeboten. Obwohl sich zwei der delegierten Kardi- näle, Madruzzo und Carpi, bei Arco wegen ihrer ungewollten Teilnahme an der Diskussion zu rechtfertigen versucht hatten55), wurde Anfang Juni mit einer neuen Offensive begonnen: Otto IV., Heinrich VII., Karl IV. und Rudolf I. hätten Eide geleistet, ja sogar für Friedrich III. und Maximi­lian I. hätten sich entsprechende Belegstellen gefunden. Das wären jedoch, replizierte Arco, noch immer nur sechs von 45 Kaisern; für die letzten fünf hingegen — mit Ausnahme Friedrichs III., bei dem jedoch wiederum die oboedientia fehle — könne nichts dergleichen behauptet werden. Die Obödienzgesandtschaft Maximilians I. von 1488 war bei näherer Prüfung freilich nicht gut zu bezweifeln; die Beweiskraft des von der Kongregation wiederholt zitierten Diariums —- es kann sich nur um das berühmte Werk des Zeremonienmeisters Johann Burckard handeln — als einer nicht appro­52) Bericht vom 29. Mai: Rom Korr. 20, vgl. Sickel 535 f. — Die beiden von der Kommission vorgeschlagenen Formeln (E, F): Nuntiaturberichte II 3, 340. 53) Einander widersprechend der zuletzt genannte Bericht Arcos und die Avisos an Philipp II. vom 29. Mai (Pio IV e Felipe segundo 30). — Wie Arco am 2. Juni mitteilte, beteuerte Vargas per tutti quelli piü stretti giuramenti, als ihn Arco zur Rede stellte, seine Unschuld und bat um entsprechende Informie­rung des Kaisers; hingegen erhielt Arco durch Borromeo Kenntnis von Agita­tionen Avilas beim Papst. Rom Korr. 20. 54) Weisung an Delfino vom 8. Juni: Nuntiaturberichte II 3, 334—338. — Am selben Tag berichtet Arco, Delfino soll nun in Wien weiterverhandeln, da nach Ansicht des Papstes der Kaiser leichter zufriedenzustellen sei als dessen Gesandter, et debba persuadere a VMtá di voler quello ch’essi vogliono; ma credo ch’essi s’ingannano. S i c k e 1 536. 55) S i c k e 1 1. e.

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