Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)

RILL, Gerhard: Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560 bis 1572

Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560—1572 27 den Grafen Scipio empfangen habe36). Mit diesem Hinweis auf die Au­dienz des Jahres 1560, der im Zusammenhang sicher gar nicht hintergrün­dig gemeint war, schien nichtsdestoweniger der Geist des alten Formel­streites wieder in Erscheinung zu treten; bereits gegen den ersten Entwurf für den vom König zu leistenden Eid, den Manrique am 31. Dezember aus Rom mitnahm, sprach sich Arco entschieden aus37). Am 6. Februar wurde für Delfino eine Instruktion ausgearbeitet, die den guten Willen des Papstes betonte, Konzessionen in der Approbations­frage jedoch von Maximilians religiösem Verhalten und vom Entgegen­kommen des Kaisers — am Konzil natürlich — abhängig machte38 *). Am gleichen Tag berichtete Arco über einen Versuch des Papstes, seine Argu­mentation im historischen Sektor zu erschüttern. Im April 1562 hatte nämlich Arco behauptet, es gäbe Vorbilder dafür, daß vor erfolgter Kaiser­krönung des Vaters der Sohn zum König gewählt wurde; hier hakte der Papst nun ein und wollte diese Vorbilder näher bezeichnet wissen. Nach Beteuerungen, er habe das seinerzeit nur per modo di discorso et ragiona- mento, nicht in kaiserlichem Auftrag vorgebracht, nannte Arco schließlich den Salier Konrad II. und den Staufer Konrad III. Obwohl sich das Ziel dieses durch die Wachsamkeit Arcos abgefangenen Vorstoßes nur zu deut­lich erkennen ließ, beteuerte der Papst, daß diese Informationen lediglich eine promptere Erledigung vorbereiten sollten, als der Gesandte seinem Argwohn Ausdruck verlieh36). Wie berechtigt dieses Mißtrauen war, sollte Arco binnen kurzem in aller Deutlichkeit erfahren. Während aber Pius IV. Konzilsopposition und Konfirmation der Königswahl als Verhandlungs­gegenstände für einen diplomatischen Ausgleich immer deutlicher kenn­zeichnete, begann man am Kaiserhof eingedenk der Mission Scipios eine gründliche Vorbereitung in formaler Hinsicht. Allerdings fehlte dafür der kaiserlichen Kanzlei zunächst jegliche Handhabe. Weder von den Acta approbationis von 1531, noch von der Konfirmation Karls V. als römischer König durch Leo X. konnte im kaiserlichen Archiv eine Spur gefunden werden. Es blieb also dem Gesandten in Rom überlassen, die Texte im päpstlichen Archiv aufzuspüren; noch dazu sollte Arco nach Weisung vom 15. Februar 1563 mit Hilfe der Kardinäle Morone, Truchseß und Madruzzo äußerst diskret Vorgehen und verhüten, daß die Kurie auf die betreffenden Dokumente aufmerksam werde und sie für ihre Zwecke verwende40). Nun 36) Bericht Arcos vom 23. Dezember bei S i c k e 1 413. 37) Nuntiaturberichte II 3, 167. 38) Nuntiaturberichte II 3, 176 f. 3°) Bericht Arcos vom 6. Februar 1563: Rom Korr. 19, erwähnt von Sickel 441; der frühere Bericht (vom 22. April 1562) ibid. 293. — Heinrich (III.) wurde im Februar 1026, also ca. ein Jahr vor der Kaiserkrönung- Kon­rads II. (26. März 1027) mit Zustimmung der Fürsten zum König designiert; der Sohn König Konrads III., Heinrich (gest. 1150), wurde am Reichstag zu Frankfurt im März 1147 zum König gewählt. 40) Sickel 440. — Über die päpstlichen Approbationen Karls V. und

Next

/
Thumbnails
Contents