Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)

RILL, Gerhard: Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560 bis 1572

Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560—1572 23 Verbindung mit dem ius divinum jedoch einen der kritischsten Momente der dritten Konzilsperiode zur Folge hatte 14). In einem Punkte allerdings waren der Papst und der Kaiser gleichmäßig daran interessiert, die Verbindung zwischen Rom und Trient offenzuhalten, nämlich bei den Verhandlungen über die Gewährung von Laienkelch und Priesterehe für das Reich bzw. Teile desselben15). Das Thema war schon während der zweiten Konzilsperiode behandelt worden und Pius IV. hatte sich vor dem Konklave in positivem Sinne dazu geäußert16). Arco hatte, wie schon erwähnt, zunächst nur kurz mit dem Gegenstand zu tun, ehe der Papst an Hand eines Gutachtens der Kardinäle 1560 die weitere Entschei­dung dem Konzil übertrug. Als jedoch infolge eines kaiserlichen Me­moriales vom 4. Mai 1562 die Konzilsgesandten das Anliegen vorbrachten, zeigte sich von Anfang an die Aussichtslosigkeit dieses Beginnens, und nur die Verschiebung der Debatte verhinderte eine totale Ablehnung17). Somit mußte, sollte noch irgendein Ausweg gefunden werden, die strittige Angelegenheit wieder nach Rom zurückkehren; und das war in zweifacher Hinsicht für Arco bedeutungsvoll. Erstens nämlich wollte derselbe Papst, der früher diese Gewissensfrage den Konzilsvätern vorgelegt hatte, nun doch von sich aus entschließen. Daß er diese Absicht mit aufrichtiger Kon­zessionsbereitschaft verfolgte, konnte Arco zunächst nicht glauben; ihm schien das Ganze eher ein diplomatischer Schachzug zu sein, der lediglich eine positive Lösung in Trient verhindern sollte18). Während nun in Rom Arco vom Papst, in Wien Ferdinand I. von Delfino und in Trient Draskovic von Hosius im Sinne einer Übertragung nach Rom bearbeitet wurden, ließ der Stand der Dinge am Konzil selbst diesen Weg als den einzig gangbaren erkennen 19). Andererseits befand sich Arco jetzt in der unangenehmen Situation, zwei Aufträge ausführen zu müssen, die einander im Wesen widersprachen. Ende Juli nämlich erhielt der Gesandte den Befehl, die libertas concilii energisch zu verfechten und gegen die Inspirierung der 14) Hubert Jedin, Krisis und Wendepunkt des Trienter Konzils (Würz­burg 1941) 33. — L. Castano, Pio IV e la Curia Romana di fronte al dibat- tito tridentino sulla residenza (Miscellanea Historiae Pontificiae 7, 1943) 139 bis 175. 15) Durch die ausführliche Darstellung von Constant, Concession etc. sind alle älteren Arbeiten überholt. 16) Constant, Concession 40 ff. 17) Constant, Concession 214, 254—256. 18) Bericht Arcos vom 1. August 1562: ... (ü papa) disse ancora quando dette domande non fossero concesse dal concilio, che SSld le concederebbe; io dimandai che operasse che fussino concesse lä, monstrandoli che finito il concilio SSld potrebbe iscusarsi et dire, ehe non havendole voluto concedere il concilio non fosse possibile ad essa concederle ... Rom Korr. 17; vgl. Constant, Concession 320. 19) Constant, Concession 323 f., 332—337.

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