Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)

RILL, Gerhard: Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560 bis 1572

22 Gerhard Rill Personen, die zur Stelle sein würden, abzuhalten, sobald die anderen keine Lust zur Teilnahme zeigten; er wolle damit den vielen Mißhelligkeiten Vor­beugen, die daraus entstehen könnten, daß die Konzilsdekrete bisher noch nicht konfirmiert wurden. — Diese Ansicht, erklärte Arco, habe er aus verschiedentlichen Äußerungen Pius’ IV. gewonnen 8). So wenig schmeichel­haft diese Erkenntnisse auch für die ideellen Hintergründe der päpstlichen Konzilsbereitschaft waren, über das Zustandekommen des Konzils herrsch­ten kaum noch Zweifel. Am 1. Dezember gab der Kaiser Delfino gegenüber die bindende Erklärung ab, daß die kaiserlichen Gesandten Mitte Jänner 1562 in Trient sein würden9), nachdem Arco noch kurz vorher alle dies­bezüglichen Mahnungen des Papstes mit zermürbenden Phrasen beantwor­tet hatte 10). Der Gesandte konnte von nun an gegenüber den Vorgängen in Trient den stillen Beobachter spielen. Zwar stand er mit den Konzilsora­toren, besonders mit Anton Brus von Müglitz, in ständiger Verbindung und vertrat auch gelegentlich deren Interessen in Rom11). Zu entscheidenden Interventionen beim Papst in Konzilsangelegenheiten aber entschloß sich Arco nur ungern; denn erstens — antwortete er im Februar 1562 den kaiserlichen Gesandten in Trient auf deren Ersuchen, beim Papst einen Verhandlungsaufschub durchzusetzen —, sei er Gesandter des Kaisers und habe von diesem keinen Auftrag, und zweitens liebe der Papst derartige Aktionen nicht, da dieser Verhandlungsweg den Anschein erwecken könne, man wolle das Konzil von Rom aus steuern12). Und so nahm Arco denn auch so gut wie gar keinen tätigen Anteil an der von ihm einst so heftig diskutierten Frage der Indiktion bzw. Kontinuation13), die zur Zeit in Trient den Gegenstand heftigster Auseinandersetzungen bildete, bis die Reformvorlage vom 11. März 1562 die Diskussion zwar auf ein fruchtbareres Gebiet leitete, durch die Behandlung der bischöflichen Residenzpflicht in s) Sickel 222. 9) Nuntiaturberichte II 1, CVII. l()) ... io risposi a SSld che in questo né in altra cosa la MV. non lasciarä che SS1“ desiderasse in lei alcun officio di cristiano et catolico imperatore ... Bericht Arcos vom 8. November: Rom Korr. 15. n) Zur Korrespondenz Arcos mit Brus, die meist über die Wiedererrichtung des Prager Erzbistums und die böhmischen Utraquisten handelt, vgl. Nuntiatur­berichte II 1, 74. — S. S t e i n h e r z, Briefe des Prager Erzbischofs Anton Brus von Müglitz 1562—1563 (Prag 1907); Korrespondenzverzeichnisse bei Con­stant, Rapport (passim). !2) Bericht Arcos vom 21. Februar 1561; Sickel 272. — Vgl. Susta 2, 32. — Gottfried Eder, Die Reformvorschläge Kaiser Ferdinands I. (Refor­mationsgeschichtliche Studien und Texte 18, 19, Münster i. W. 1911) 129. vt) Daß Arco seine Ansicht jedoch keineswegs geändert hatte, zeigen die Berichte Bourdaisiéres vom 16. Februar, De Lisles vom 26. Juni: Judocus L e Piat, Monumentorum ad historiam concilii Tridentini spectantium amplis­sima collectio 4 (1784) 690 und 708, und Pires de Tarora’s vom 2. Mai 1561: Corpo diplomatico Portuguez 9, 238.

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