Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)

RILL, Gerhard: Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560 bis 1572

Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560—1572 15 das Arco dem Bericht an den Kaiser anschloß, sei der Papst mit dem Vor­gehen Cosimos völlig einverstanden; der Kaiser aber möge seine Autorität in Italien unter allen Umständen wahren, denn daraus könne sich eines Tages großer Vorteil für die Casa d’Austria ergeben25). Diese Autorität aber war nicht nur in Pitigliano äußerst fragwürdig. Non sine causa lupus ad urbem stand auf Flugzetteln zu lesen, die dem Herzog von Florenz bei seinem Einzug in Rom am 6. November auf den Weg gestreut wurden 26). Arco hatte im Juli bereits die Allianz des Papstes mit Florenz erkennen müssen, gegen die er Zeit seiner Legation in zu­nehmendem Maße anzukämpfen hatte. Seit dem Konvent von Nizza 1538 hatte Herzog Cosimo I. mit genialem staatsmännischen Blick, robust und skrupellos, jedoch unter ängstlicher Vermeidung größerer militärischer Auseinandersetzungen, eine rege außenpolitische Tätigkeit entfaltet und sein Territorium und seine Stellung in Italien ausgebaut27). Allein diese verheißungsvollen Anfänge stießen bald auf die Barriere der Reichsrechte, die in wenigen Jahren auch das Zentrum seiner Herrschaft, Florenz und Siena, bedrohen sollten. Was im Bereich des Möglichen lag, wurde durch florentinisches Geld erreicht. Die Verbindung mit dem Papsttum aber, das eine Schutzmacht im Norden nur begrüßen konnte, förderte die inter­nationalen Beziehungen und nicht zuletzt die keineswegs unangetastete, von Exulanten und Rivalen in Italien und schlimmstenfalls sogar von spanisch-kaiserlicher Seite anfechtbare Legitimität im Sinne eines selb­ständigen Herrschertums. Der erste Auftritt in der causa Pitigliano hatte Arco flüchtigen Einblick in diese Verhältnisse gewährt. Noch im August machte der Kaiser seinen Gesandten in Rom auf die Pläne des Papstes aufmerksam, Cosimo die Königswürde zu verleihen, und wies ihn an, energisch gegen dieses Projekt Stellung zu nehmen, — jedoch so, als ob er selbständig und nicht instruktionsgemäß handle. Der Kaiser konnte sich dabei mit Recht auf gleichartige Bedenken Philipps II. berufen, denn den ganzen Herbst über verstummten die Gerüchte über italienische Unruhen, Ligenbildungen, in deren Zentrum Pius IV. und Cosimo standen, nicht28). Der Wiener Nuntius Delfino betrieb die Angelegenheit der Königskrönung 25) Bericht Arcos vom 6. Juli: Rom Korr. 12; vgl. Sickel 101. 2«) Henry-Loriquet 63 f. — Über den Einzug Cosimos und seiner Gemahlin in Rom: Concilium Tridentinum 2 (1911) 535. Vgl. Carcereri, Cosimo 1, 42 ff. 27) Giorgio S p i n i, Cosimo I de’Medici e la indipendenza del principato mediceo (Collana storica 52, Firenze 1945) 161, 199. — Zur Beurteilung der Politik Cosimos auch Gaetano Pieraccini, La stirpe de’ Medici die Cafag- g'iolo 2 (Firenze 1925) 14—24. 28) Weisung vom 20. August 1560 bei Sickel 89. Vgl. Venoccbio M aff ei, Dal titolo die Duea di Firenze e Siena a Granduca di Toscana (Firenze 1905) 20—26, wo die entscheidende Rolle Spaniens betont wird. Die Beobachtungen Bourdaisiéres über die Haltung Spaniens: Henry-Loriquet 23. Vgl. Carcereri, Cosimo 1, 36 ff.

Next

/
Thumbnails
Contents