Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)
VESELINOVIC, Rajko L.: Die „Albaner“ und „Klimenten“ in den österreichischen Quellen zu Ende des 17. Jahrhunderts. Historisch-geographische und ethnographische Abhandlung
206 Rajkó L. Veselinovic Patriarchen — „mit dem Chan der Krimm, der, wie Tököli, im Winterquartiere zu Adrianopel, wurde Kriegsrath gehalten, und als die dringendste Unternehmung die wider Üsküb anerkannt, wo die Feinde mit den A 1- banesern und ihrem Patriarchen einverstanden festen Fuß gefaßt28 *). Bei der Übertragung dieses Satzes in die italienische Historiographie erwähnte der Abt Camillo Contarini in seiner großen Kriegsgeschichte des Kaisers Leopold I. einen albanischen Patriarchen. Die Völker jener Gegenden, schreibt Contarini, die den ständigen Vormarsch der Kaiserlichen beobachteten, darunter auch die Völker „Albaniens“, entsandten ihren Patriarchen nach Pristina, um Reisepapiere nach Wien zu erwirken, wo er im Namen dieser Völker dem Kaiser einen Treueeid schwören sollte (I popoli di questi distretti, che osservavano i continuati progressi dellTmperiali, e frä gli altri q u e 11 i del l’A 1 b a n i a, spedirono il loro Patriarcha a Pristina affine di ottenere passaporti per trasferirsi a Vienna ad esibire a nome loro giuramento a Cesare di vassallagio) 30). Als erster nannte, soviel ich weiß, Major Moritz Edler von Angeli 1877 den Namen jenes Patriarchen der „Klimenten“. Er schreibt, daß General Piccolomini „mit Hilfe des Patriarchen der Kiementiner, Arsenius Csernovic“, für die Kaiserlichen die ganze Bevölkerung gewinnen konnte, der sich sogar die Bewohner Makedoniens und „Albaniens“ in Massen anschlossen31). Elf Jahre nach Angeli behauptete 1888 Gerba nebenbei, aber richtigerweise, in einer Anmerkung der zitierten Studie über den Krieg der Kaiserlichen in Serbien, daß der Name des Patriarchen von Ipek zuweilen „Patriarch der Clemen ti“ heißt. Es ist jedoch schwierig — erklärt Gerba weiter korrekterweise — diese Persönlichkeit in einen gerechtfertigten Zusammenhang mit den Klimenten zu bringen, denn diese hatten gar keinen Patriarchen. Daher muß unter jenem Namen — schließt Gerba — der „griechisch-orientalische“ Patriarch von Ipek, Crnojevic, verstanden werden32). Auch in einigen älteren Werken der ungarischen Historiographie wird der Patriarch von Ipek als Patriarch der Klimenten erwähnt. So kritisierte zu Ende des 18. Jahrhunderts Jovan Rajié in seiner umfangreichen Geschichte die ungarischen Geschichtsschreiber, darunter auch Baksai, der in seiner Chronik den Patriarchen Arsenije III. Crnojevic „ganz irrtüm28) J. von Hammer, Geschichte des osmanischen Reiches, III Bd. Pest 1835, 838 (Abgek.: Hammer). so) Camilo Contarini, Istoria della guerra di Leopoldo Primo impera- dore e de’principi collegati contro il Turco dall’anno 1683 fino alia pace. In Venezia 1710. Parte seconda, 170—171 (Abgek.: Contarini). 31) Moriz Edler von Angeli, Die kaiserliche Armee unter dem Ober- Commando des Markgrafen Ludwig von Baden in den Feldzügen 1689—92 gegen die Türken. Mittheilungen des k. k. Kriegsarchivs, II. Jg., Wien 1877, 179 (Abgek.: Angeli, Die kaiserliche Armee). 32) Gerba, 147—148, 2 Anmerkung.