Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)

RILL, Gerhard: Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560 bis 1572

14 Gerhard Rill teilte die Belehnung23). Diese Situation war durch den Frieden von Cateau-Cambrésis anerkannt worden. Die Tyrannei der Orsini aber förderte in der Einwohnerschaft permanente Revolutionsgelüste und bot den An­rainern Anlaß zu ständigen Interventionen. Die sittlichen und klerusfeind­lichen Ausschreitungen des Grafen Niccolö sollten in Kürze einen vom Medicihof geschickt geleiteten moralischen Feldzug begünstigen; vorläufig begnügte sich Herzog Cosimo I. mit Agitationen in der Grafschaft und, im Verein mit dem Papst, mit der Unterstützung der Ansprüche Giovanni Francescos, der seine Zession widerrufen hatte, gegen dessen Sohn. Bald jedoch griff er zu deutlicheren Maßnahmen. Am 4. Juli versuchten der Papst und der florentinische Gesandte in Rom vorbeugend, den Ver­treter Frankreichs, Philibert Babou de la Bourdaisiére, von Interventionen zu Gunsten Niccolös, der sich bei der Vertreibung der Spanier aus Siena auch Verdienste um die französische Krone erworben hatte, abzuhalten. Erreicht wurde damit jedoch gerade das Gegenteil. Nachdem nämlich Pius IV. den ganzen Streitfall zwischen Vater und Sohn Orsini und die bewaffnete Intervention Cosimos in Sovana dargelegt hatte, verlas der Bischof von Pistoia ein anscheinend zustimmendes Schreiben des französi­schen Königs, allerdings unter Weglassung einiger Zeilen. Das machte Bourdaisiére stutzig. Und als er einige Tage später von Absichten der Medici auf Sorano hörte und Niccolös Schwiegervater, Giulio Antonio di Gravina, den Streitfall von einer anderen Seite aus beleuchtete, unternahm der französische Gesandte sofort Schritte beim Papst24). Wesentlich hef­tiger noch reagierte der kaiserliche Orator, der zusammen mit den Gesand­ten Spaniens und Venedigs am 5. Juli über die Vorfälle und die Vermitt­lungsversuche des Papstes von diesem selbst informiert worden war. Da Arco von Thurn Kenntnis von den Reichsrechten auf Pitigliano hatte, bestand der auf Übergabe des Ortes an einen kaiserlichen Beamten bis zur Beilegung des Streites und nahm dafür auch die Unterstützung des Papstes in Anspruch; diese Forderungen, so bemerkte Arco, schienen dem Papst nicht gefallen zu haben, denn er bezeichnete den Orsini als Vasallen der Kirche und die kaiserliche Investitur als erkauft, da jene, die die In­vestitur erteilten, bestochen worden seien. Arco reagierte scharf: die Be­lehnungen vom Kaiser pflegten gratis zu erfolgen, — mehr wolle er als figlio spirituale et amico des Papstes nicht sagen. Diese Anspielung war am Vorabend eines Konzils, das nach Auffassung der Fürsten ein Reform­konzil sein sollte, deutlich genug. Nach seinem persönlichen Dafürhalten, 23) Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Reichsregister Ferdinands I., Bd. 23 fol. 27—32 (vom 5. März 1560). 24) Bericht Bourdaisiéres vom 18. Juli: Henry-Loriquet 9f. — Über die Stellungnahme der übrigen Gesandten vgl. Bericht des portugiesischen Be­vollmächtigten Lourenfo Pires de Tavora vom 14. Juli: Corpo diplomatico Portuguez contendo os actos e relagöes politicas e diplomaticas de Portugal, publ. por Jósé da Silva Mendes Leal 9 (Lisboa 1886), 11.

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