Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)
VESELINOVIC, Rajko L.: Die „Albaner“ und „Klimenten“ in den österreichischen Quellen zu Ende des 17. Jahrhunderts. Historisch-geographische und ethnographische Abhandlung
203 Die „Albaner“ und „Klimenten" in den österreichischen Quellen völlig zur römisch-katholischen Religion gehören. (Gli Albanesi sono divisi in sei o setti distretti tutti di rito sismatico, eccetto li Climenti, che professano perfettamente la fede cattolica romana) 1S). Für unsere Erwägungen ist das Detail über die religiöse Zugehörigkeit der „Albaner“ von außerordentlicher Wichtigkeit. Marsigli behauptet, sie seien alle, mit Ausnahme der Klimenten, Schismatiker, also Orthodoxe. De facto grenzt die Stammeslandschaft der albanischen Klimenten an den orthodoxen Stamm der Kuci (siehe Orientationslandkarte, Abb. 1). Schon im Jahre 1614 erwähnte M. Bolica aus Cattaro in seiner „Beschreibung des Sandschakates Skutari“ fünf orthodoxe Stämme (Li servi an i o greci in Montenegro — Rovci,Bjelopavlici, Piperi, Bratonozici und Vasojevici) und sechs römisch-katholische (del rito romano) in der Malessia, darimter auch die Klimenten* 19). Es ist sicher, daß unter dem Namen der „Albaner“ Marsiglis mit schismatischem Glauben serbische Stämme in Montenegro zu verstehen sind. Das dem so ist, geht aus dem weiteren Texte dieses Memorials hervor, womit dem Kaiser Leopold I. vorgeschlagen wurde, alle diese Verwaltungskreise für den Kampf gegen die Türken zu gewinnen und zwar nebst Gewährung autonomer Vergünstigungen und Rechte, mit der Anerkennung ihrer freien Religionsausübung (libero esercitio di religione). Es besteht kein Zweifel also, an welches ethnische Element hierbei gedacht wurde. Bei dieser Gelegenheit ist auch zu betonen, daß die Kaiserlichen als römisch-katholische Herrscher es nicht nötig hatten, ihren Religionsgenossen auf dem Balkan Religionsfreiheit zu versprechen und sie gewährten ihnen auch niemals, soviel mir bekannt ist, derartige Garantien. Deshalb heißt es im Memorial auch, daß beim römisch-katholischen Stamm der Klimenten nicht viele Worte nötig sein werden, um ihn zu gewinnen, denn hiefür werde auch eine religiöse Ermahnung genügen: „II distretto di Climenti di rito latino, e populato, e di gente brava non sarä esprimerli qualche particolare riflesso di religione“ 29). Um zu zeigen, daß im Memorial hauptsächlich die Gewinnung jener sechs bis sieben serbischen Stämme bezweckt wurde und erst in letzter Linie die der römisch-katholischen Klimenten, müssen wir uns bei einem Problem aufhalten, das mit unserer Hauptprobelmatik organisch zusammenhängt, denn seine Lösung wird uns auch die Frage erhellen, wer die Klimenten sind. Jenes Problem lautet: Wer war der Patriarch der Klimenten am Ausgang des 17. Jahrhunderts? 19) Haus-, Hof- und Staatsarchiv zu Wien: Illyrico-Serbica Fase. 1 (1611— 1738). — Vergleiche: Dr. M. Kos tie, O postanku i znacenju tzv. Invitatorije Leopolda I balkanskim narodima od 6 aprila 1690. Istoriski casopis SAN II. Beograd 1951, 150 (Abgek.: Ko stic, 0 postanku i znacenju). — Kostic, Prilozi, 18. 19) S. L j u b i c, Marijana Bolice Kotoranina Opis Skadarskoga sandzakata od godine 1614. Starine JAZU XII. Zagreb 1880, 178, 181—182. so) K o s t i c, Prilozi, 19. — Derselbe, O postanku i znacenju, 150.