Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)

VESELINOVIC, Rajko L.: Die „Albaner“ und „Klimenten“ in den österreichischen Quellen zu Ende des 17. Jahrhunderts. Historisch-geographische und ethnographische Abhandlung

202 Rajkó L. Veselinovic Brief an Kaiser Leopold I. vom gleichen Tage überhaupt weder die albani­schen Aufständischen, noch Albanien erwähnt, sondern nur anführt, daß dem Kaiser ein Gesuch des Volkes Serbiens, Bosniens, der Herzegowina, halb Bulgariens, der dalmatinischen Landstriche, Podgoricas mit Um­gebung, Jenopoljes mit Umgebung „sowie aller unseren Landes benach­barten Gegenden“ vorgelegt wurde171). Zu welch falschem und irreführenden Bild der albanischen Grenzen ein Autor gelangen kann, der nur auf jenen erwähnten österreichischen Quel­len aus der Zeit des österreichisch-türkischen Krieges fußt, sieht man am besten aus der Landkarte, die D. N. Jaksic als Beilage zu seiner Schrift „Aus der Kirchengeschichte der orthodoxen Serben Ende des 17. Jahrhunderts (Praga 1912), das im übrigen die Resultate seiner Doktordissertation für die Wiener Universität enthält. Jene Landkarte ist eine schöne malerische Darstellung der betreffenden literarischen Quellen, wo unter den „Albanern“ de facto an die Serben oder Bascier (Batzen oder Albenser) zu denken ist. II. Eng zusammen mit der Frage der „Albaner“ in den österreichischen Quellen hängt eine andere Frage: Wer sind die Klimenten und wo liegt ihr Land (das Land Clementa), von denen dort zu Ende des 17. Jahrhunderts die Rede ist? Diese Frage wollen wir zunächst nach zwei Quellen erwägen, deren Autor Graf Luigi Ferdinand Marsigli (1658—1730) ist. Die eine Quelle ist literarischen, die zweite auch historiogeographischen (kartographischen) Charakters. Die erste Quelle mit dem Titel „M e m o r i a s u PA 1 b a n i a“ publi­zierte in der serbischen Historiographie Dr. M. Kostic nach der gleich­zeitigen Abschrift, die im Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchive liegt. Gleichenorts wird auch die zweite Quelle, die Landkarte des Gra­fen Marsigli, aufbewahrt, die hier zum erstenmal erwähnt wird. Die vergleichende Analyse beider Quellen wird uns zu sehr interessanten Schlüssen bezüglich der geographischen Kenntnis Serbiens und Makedo­niens, beziehungsweise Albaniens und des Albanerstammes der Klimenten zu jener Zeit nötigen. Das Referat „M emoria su PA 1 b a n i a“ wurde dem Kaiser Leopold am 1. April 1690 überreicht. Darin wird unter anderem behauptet, daß die „Albaner“ sechs Verwaltungskreise besiedeln, daß alle zum schismatischen Ritus gehören außer den Klimenten, die i i71) Haus-, Hof- und Staatsarchiv zu Wien: Ung. Fasz. 178, fol. 20: Creditio der gesambten Communität griechischen Ratzen an Ihre Kays. May. für ihre nacher Hof abgeschickhte Bischofs Diakovich. — Dr. K. Subotic, Ugovori izmedju Leopolda I i srpskog naroda. Letopis Matice srpske 184. Novi Sad 1895, 10.

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