Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)

VESELINOVIC, Rajko L.: Die „Albaner“ und „Klimenten“ in den österreichischen Quellen zu Ende des 17. Jahrhunderts. Historisch-geographische und ethnographische Abhandlung

200 Rajkó L. Veselinovic Förderung des Glaubens in Rom, verfaßt anfangs Mai 1661, daß den Kern der römischen Katholiken in Serbien die Albaner bilden. Ihre Anzahl ist jedoch unbedeutend: In Trepca (Amselfeld) gibt es deren nur 4, in den Bergen um Üsküb 50 Häuser usw.u). Für uns am wertvollsten sind jene sta­tistischen Unterlagen, die der Zeit und den Ereignissen des österreichisch­türkischen Krieges am nächsten liegen. Diese finden sich in der Beschrei­bung Serbiens, die am 10. August 1670 der Erzbischof von Üsküb, Andrija Bogdáni (1656—77 / f 1683), verfaßte. Er behauptet gleich seinem Vetter Peter Bogdáni, daß fast alle römischen Katholiken Serbiens aus Albanien stammen (I cattolici di questo paese sono quasi tutti oriundi da Albania). Nach der heutigen politisch-territorialen Abgrenzung zwischen den Repu­bliken Serbien und Mazedonien (Abb. 1) gibt es in Serbien 181 römisch- katholische albanische Häuser: In Janjevo 60, in Novo Brdo 20, in Trepca 10, in Prizren 20, in Has 20 mit 500 Seelen, in Djakovica 1 und in den umgebenden Bergen 50 Häuser. In Makedonien gibt es deren 50: In Skoplje (Üsküb) 12, in dessen umliegenden Bergen 30, in Kratovo 8. Es ergibt sich, daß etwa zehn Jahre vor Beginn der Volkserhebungen auf dem Balkan an der Seite der Kaiserlichen im ganzen heutigen Serbien (mit Makedonien) insgesamt 221 römisch-katholische Albanerhäuser bestanden11 12 *). Ist es hiernach möglich, von einem Aufstand der römisch-katholischen Albaner auf dem Amselfeld und in Altserbien im Jahre 1689/90 zu sprechen und zu behaupten, daß sich in Pristina allein etwa 6.000 Albaner versam­melten, wenn es soviele in ganz Serbien (mit Makedonien) insgesamt nicht gabls) ? Kann man bei dieser Sachlage auch weiterhin die Behauptung vertreten, daß in Prizren anfangs November 1689 über 20.000 Serben und Albaner versammelt wurden (M. Kostic, A. Ivic, J. Radonic), beziehungs­weise 20.000 Albaner (Gerba), wenn in der betreffenden Quelle weder das eine noch das andere steht, sondern von 20.000 „Ratzen oder Albensern“ die Rede ist? Es fällt auf, daß die römisch-katholischen Albaner in Serbien haupt­sächlich Stadtbewohner sind: soweit es vielleicht solche gab, die sich mit den Kaiserlichen gegen die Türken erhoben, war ihre Zahl doch zu gering, um einen Aufstand zu bewirken; sie schlossen sich den aufständischen Serben oder Raschanern einfach an. Diese Auffassung wird auch vom Bischof von Nikopolis Fr. Antonius Stephani mit seinem Vorschlag hiezu bezeugt, wie die Bevölkerung Serbiens für die Kaiserlichen zu gewinnen wäre (Vorschlag, wie die Bevölkerung von Serbien für die Sache des Kai­sers zu gewinnen wäre). „In armada V(ostr)ae Sacr(atissim)ae Majestatis sunt molti Sorbi sive Rosciani — schreibt Stephani am 17. Juni 1689 — 11) Ebendort, 275, 277. 12) Arhiv SAN XIV/44: Ex Tabulario S. C. de Prop. fide. — Scritture originali riferite nelle cong. generale. Vol. 431. — Ad cong. diei 23 Novembris 1671. Num. 24. 13) Kriegsarchiv zu Wien: Feldakten 1689, -13-1, Fasz. 167, Bogen 32a.

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