Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)

VESELINOVIC, Rajko L.: Die „Albaner“ und „Klimenten“ in den österreichischen Quellen zu Ende des 17. Jahrhunderts. Historisch-geographische und ethnographische Abhandlung

Die „Albaner“ und „Klimenten“ in den österreichischen Quellen 199 hauses Österreich begeben zu wollen“ 6). Der Titel von Gerbas Arbeit und diese abgeänderte Quelle dienten manchen Historikern als ein Beweis­element für einen Albaneraufstand in Anlehnung an die Kaiserlichen zu Ende des 17. Jahrhunderts. Daß jedoch Gerba hiebei nicht an das echte Albanien dachte, ersieht man auch daraus, daß er seiner Abhandlung zwei geographische Karten Serbiens beilegte, wovon eine vom Jahre 1689 stammte und die Aufschrift trug „Karte von Alt-Serbien aus dem Jahre 1689“. Ihr Original und eine kartographische Beilage des erwähnten Kriegsjournals wird im Wiener Kriegsarchiv auf bewahrt7). Hingegen unterscheidet Gerba „Albaner“ von „Arbanassen“, was am besten aus jenem Textteil zu ersehen ist, wo er schreibt, daß General Piccolomini am 3. November 1689 von Pristina nach Prizren aufbrach, um „mit den Albanesern und Arnauten“ die begonnenen Verhandlungen fortzu­setzen. An zwei-drei Stellen vermengt er sie aber8). Diese Nichtunterscheidung von Serben und Albanern sowie Serbiens und Albaniens wurde auch auf die serbische Historiographie übertragen, indem jenes Detail von 20.000 „Ratzen oder Albenser“ fälschlich mit „Serben und Albanern“ übersetzt wurde; zugleich erfanden die Ver­treter jener Auffassung eines serbisch-albanischen Aufstandes von 1689,90 infolge der ungelösten Frage, wer unter „Albaner“ und „Klimenten“ in den österreichischen Quellen jener Zeit zu verstehen war, in der Historio­graphie einen Aufstand, den es nie gegeben hat9). Bei einer solchen Quelleninterpretation ist das Problem des Aufstandes römisch-katholischer Albaner auf dem Amselfelde (Serbien) und in Alt- Serbien 1689/90, worüber gewisse serbische Historiker schreiben, mit Erfolg nur an Hand statistischer Daten über die Herkunft und Zahl der römisch-katholischen Albaner in Serbien und im jugoslawischen Teile Makedoniens in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zu lösen, desglei­chen auf Grund von amtlichen Heeresberichten. Im allgemeinen gesehen war die Zahl der römischen Katholiken in der Türkei während der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts sehr gering, wie der Ragusaner Edelmann Matija Gundulié bezeugt10). Der Bischof von Sku- tari Peter Bodani erklärt in seinem Berichte an die Kongregation zur ®) Gerba, 148. t) Kriegsarchiv zu Wien: Annotationes und Reflexiones Nu 5, 35—37; Bei­lage N»l.— Gerba, Tafel II. 8) Gerba, 140, 147—148, 166. °) Kostic, Prilozi, 14. — Dr. M. Kostic, O ulozi franjevca Tome Ras- pasanovica u austro-turskom ratu na kosovskom i ugarsko-erdeljskom frontu krajem XVII veka. Istoriski glasnik 3—4. Beograd 1957, 82 (Abgek.: Kos tie, O ulozi. — Dr. J. Radonié, Rimska kurija i juznoslovenske zemlje od XVI do XIX veka. Beograd 1950, 402 (Abgek: Radon i c, Rimska kurija). -— D-r A. Ivic, Istorija Srba u Vojvodini. Novi Sad 1929, 284. — Enciklopedija Jugo- slavije 1 (A-Bosk). Zagreb 1955, 155. 10) Radonic, Rimska kurija, 268.

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